Vor der heutigen Wienpremiere seines neuen Stücks „Antigone am Amazonas“ im Rahmen der Wiener Festwochen lud der designierte Festwochenchef Milo Rau gemeinsam mit der brasilianischen „Bewegung der Landarbeiter ohne Boden“ (MST) im Burgtheater zur Pressekonferenz. In diesem Rahmen wurde auch die „Erklärung vom 13. Mai“ vorgestellt, die sich gegen die „nachhaltige“ Zerstörung des Regenwaldes und der Menschen, die in ihm leben, wendet.
Kritisiert wird darin der Palmöl-Hersteller Agropalma, mit ihm zusammenarbeitende Firmen wie Ferrero und das Greenwashing von Produkten. „Der 13. Mai ist ein revolutionärer Tag“, heißt es in der Deklaration. So wurde am 13. Mai 1888 die Sklaverei in Brasilien offiziell abgeschafft, am 13. Mai 1968 wurde auf den Barrikaden in Paris der Generalstreik gegen das Großkapital ausgerufen, am 13. Mai 1989 besetzten Studenten in Peking den Tiananmen-Platz. „Doch die Hoffnungen auf Demokratie und eine gerechte Verteilung der Güter fielen einem globalen System der neoliberalen Ausbeutung zum Opfer“, so der Text zur Erklärung. „Noch immer ist das Land Lateinamerikas in den Händen der ehemaligen Eroberer.“
Lesen Sie auch
Zu den 50 prominenten Erstunterzeichnern zählen Noam Chomsky, Slavoj Zizek, Carola Rackete, Yanis Varoufakis, Annie Ernaux, Angela Davis und aus Österreich etwa Elfriede Jelinek, Olga Neuwirth und Robert Menasse. „Nein zu Landraub und Ausbeutung! Ja zu Demokratie, gerechter Landverteilung und einer Ökologie der radikalen Fürsorge!“, so die Deklaration. In Wien wurde nun neben einem Aktivisten in Bärenmontur auch der dazugehörige Videoclip, bei dem der brasilianische Künstler Fernando Nogari Regie führte, vorgestellt. Zudem wurde eine Reihe neuer, „wirklich fairer“ und ökologischer Produkte vorgestellt, die nach der Logik der fairen Produktion und des fairen Handels von MST hergestellt werden.
„Antigone im Amazonas“, das am 13. Mai in Gent Premiere feierte, ist Teil von Raus Antiken-Trilogie (deren erster Teil „Orest in Mossul“ 2019 bei den Festwochen gezeigt wurde). Dafür arbeitete der Regisseur mit der Landlosenbewegung Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra (MST) zusammen und sorgte mit einem Reenactment eines Massaker mit 21 Toten in Brasilien für Aufregung. In dem Stück sind die Aktivisten nicht live auf der Bühne, sondern in zahlreichen Videosequenzen zu sehen. Die knapp zweistündige Aufführung ist eine Mischung aus Dokumentartheater und Tragödien-Neuschreibung.