Francisco Carolinum: Zwei Fotografinnen zeigen ihre Welten

Margaret Courtney-Clarke, „I’ll get Rich“, 2017, Gaingu Conservancy, Erongo Region
Margaret Courtney-Clarke, „I’ll get Rich“, 2017, Gaingu Conservancy, Erongo Region © Margaret Courtney-Clarke

Zwei Ausstellungen mit Arbeiten von renommierten Fotografinnen führen bis 28. Juli 2024 im Linzer Francisco Carolinum in ganz besondere Welten. Eine wenig bekannte afrikanische Lebenswelt zeigt die Ausstellung „Dust on the Wind“ (Staub auf dem Wind) der mehrfach preisgekrönten Fotografin Margaret Courtney-Clarke.

Zofia Kuliks Werke und Welten, die die Schau „Rhythms of Power“ präsentiert, entstehen aus unzähligen Einzelbildern. „Dust on the Wind“ zeigt das Schaffen der Künstlerin aus über 40 Jahren. Courtney Clarke dokumentiert die kreativen Praktiken indigener Frauen in Süd-, West- und Nordafrika.

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Ein weiterer Fokus liegt auf Namibia, in dem sie 1949 geboren wurde und wo ihre gefeierte Publikation „Cry Sadness from the Coming Rain“ (Traurigkeit weinen über den kommenden Regen) und neuere Arbeiten aus dem letzten Jahrzehnt verwurzelt sind.

Menschen in den Namib- und Kalahari-Wüsten

Courtney-Clarke vermeidet den romantischen, touristischen Blick, stattdessen hält sie ungeschönt fest, unter welchen Bedingungen Menschen seit jeher in den Namib- und Kalahari-Wüsten leben. Intime Porträts zeugen von kämpferischen, widerstandsfähigen Menschen.

Namibia ist geprägt von langanhaltenden Dürren, große Bergbauunternehmen treiben die Umweltzerstörung gnadenlos voran. Ein weitläufiges Gebiet ist inzwischen zunehmend eingezäunt, althergebrachte Routen der Migration von Tier und Mensch werden abgeschnitten. Courtney-Clarkes preisgekröntes Projekt „Caged“ (Eingesperrt) reflektiert dies mit einer Fotoserie von Zäunen, Gehegen und Käfigen.

Zofia Kulik, „The Splendour of Myself IV“, 2005 ©Zofia Kulik

Die Bilder bringen historisch bedingte gesellschaftspolitische Ungerechtigkeiten ans Licht, lassen gleichzeitig aber auch die poetische Dimension nicht außer Acht.

Choreografien aus Hunderten einzelnen Bildern

Die Ausstellung mit dem Titel „Zofia Kulik – Rhythms of Power“ ist die erste Überblicksausstellung der polnischen Künstlerin in Österreich. Die Künstlerin (Jg. 1947) fotografiert, dokumentiert, archiviert und katalogisiert die visuelle Wirklichkeit und fügt ihre Werke in der Dunkelkammer im analogen Belichtungsverfahren aus Hunderten von einzelnen Bildern zusammen. Tausende Aufnahmen – häufig schwarzweiß – sind über die Jahre meist im Studio entstanden.

Gut 250 Ordnungskriterien

Als Negative archiviert und in Kategorien eingeordnet, umfassen sie tendenziell die gesamte sichtbare Welt. Modelle in unterschiedlichen Posen, Schädel, Knochen, Gemüse, Blumen, Hunde, Stoffe, Gebäude, Postkarten, Masken, Explosionen und Städte sind nur einige von gut 250 Ordnungskriterien.

Anhand von Skizzen, Zeichnungen und Schablonen macht die Ausstellung deutlich, wie die Künstlerin daraus komplexe Szenarien und Inszenierungen vielschichtiger Bildwelten orchestriert. Dutzende von Einzelbildern arrangieren sich in Reihen, Gruppen, Kreisen und anderen geometrischen Formationen, die häufig nach Regeln der Symmetrie angelegt sind oder zentral wie ein Mandala eine ganze Weltordnung beschreiben oder sich seriell zu einem Ornament verbinden. Banale Dinge werden so zu inhaltsschweren Symbolen, bedeutungsvolle Gesten lösen sich zu ornamentaler Verzierung auf. So wirft Kulik Fragen nach dem Sinn und der Bedeutung der Wirklichkeit auf.

Dabei deuten ihre Werke schwergewichtige Themen an. Sie zitieren Insignien und Strukturen totalitärer Regime, behandeln das Individuelle gegenüber der Masse, lassen die Macht von Kirche und Religion deutlich werden, kreisen um die Beziehung zwischen den Geschlechtern und handeln von Dominanz und Tod.

Neben den großformatigen, mehrteiligen Tafelbildern und dem Selbstportrait „Splendour of Myself IV“, das Portraits der englischen Königin Elisabeth I. zitiert, präsentiert die Ausstellung eine große Gruppe an Werken „Instead of Sculpture“ und zwei Moses Statuen.

Kuliks Werke wurden u.a. auf der Documenta 12 in Kassel und auf der Biennale von Venedig gezeigt. Ihre Arbeiten sind in wichtigen Museen wie Tate Modern, Centre Pompidou, Moderna Museet und dem MoMA in New York vertreten.

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