Frauenverachtung als grausames Motiv

Wird der Frauenmörder hingerichtet oder nicht?
Wird der Frauenmörder hingerichtet oder nicht? © Alamode

Er hat eine Erklärung für sein Handeln. Er ermordet Frauen, weil sie unsittlich sind, verführerisch, Abschaum, von dem die Straßen der heiligen Stadt Maschhad in Iran gereinigt werden müssen.

Regisseur Ali Abbasi erzählt in „Holy Spider“ (Heilige Spinne) die Geschichte des Serienmörders Saeed Hanaei, der im realen Leben Anfang der 2000er-Jahre gewütet hat. Doch nicht der Mann, der schließlich 16 Prostituierte ermordet haben wird, steht am Beginn der Erzählung, sondern eines seiner Opfer, das sich von seinem kleinen Kind verabschiedet und in die Nacht hinausgeht, um sich erniedrigen und benutzen zu lassen, um schließlich seinem Mörder in die Hände zu fallen.

Ihm auf der Spur ist die Journalistin Rahimi (Zar Amir Ebrahimi), die sich immer wieder mit Männern konfrontiert sieht, die sie nicht als gleichwertigen Menschen wahrnehmen. Sie vermutet eine Verschwörung seitens höherer Stelle hinter dem scheinbaren Unvermögen, den Täter zu fassen.

Richtig spannend wird der Film jedoch erst im letzten Drittel, wenn aus dem vorher durchaus zweifelnden Mörder ein selbstsicherer, mit seinen Taten protzender Kerl wird, der von einer ganzen Gesellschaft gestärkt wird, die ihn und seine „religiösen“ Taten feiert. Der Film konfrontiert mit Frauenverachtung im höchsten Maße — die auch die Ehefrau Saeeds gegenüber den Opfern ihres Mannes zeigt. Angesichts der Proteste in Iran, die beim Dreh von „Holy Spider“ noch nicht absehbar waren, bekommt der Film aktuelle Brisanz.

Welche Auswirkungen eine von der Gesellschaft verinnerlichte abwertende Haltung Frauen gegenüber haben kann, bringt „Holy Spider“ grausam und erschreckend auf den Punkt. Als Thriller überzeugt der Film nur mäßig. Mariella Moshammer

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