Måneskin und Cooper trotzten beim Nova Rock dem Regen

Der Regen konnte dem Kultrocker nichts anhaben © APA/EVA MANHART

Ein perfekter Festivaltag mit zwei großartigen Headlinern und zunächst viel Sonnenschein hat im Finish eine ordentliche Portion Regen abbekommen: Das Nova Rock bot am Samstag eine unterhaltsame Mischung aus harten Klängen, Nostalgie, Glamour, alten lieb gewonnenen Bekannten und heimischer Musikkost. Das lockte das bisher größte Publikum dieser Ausgabe an. Der Himmel öffnete spät, aber ausgerechnet bei Måneskin und Alice Cooper die Schleusen.

Måneskin haben sich längst zu einem bestens geölten Liveact entwickelt und den Glamrock aus der Mottenkiste geholt, um ihm neues Leben einzuhauchen. Als Hauptact auf der Blue Stage überzeugten sie mit einer Darbietung, die auch nach langem Touren im Zuge ihres Song-Contest-Erfolgs nichts an Leidenschaft eingebüßt hat. Gleich zum Start, als zunächst Thomas Raggi seine E-Gitarre dröhnen ließ, bis dann hintereinander alle anderen ins Geschehen einstiegen, machten die Italiener klar: Wir bieten keine halben Sachen. „Wir sind so heiß, dass wir den Himmel feucht gemacht haben“, grinste Frontmann Damiano David. Er tänzelte im Nass wiederholt über einen Laufsteg, auf dem sich Raggi und Bassistin Victoria de Angelis mehrmals gegenseitig anfeuerten. „Zitti E Buoni“ fehlte ebenso wenig wie „Gasoline“ oder „I Wanna Be Your Slave“: Wild, frech und sexy sind Måneskin geblieben, auch wenn die Lichtshow bei jedem Besuch beeindruckender ausfällt.

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Alice Cooper konnte auf Hits setzen, die sich über Jahrzehnte bewährt haben – ob „I’m Eighteen“, „Under My Wheels“ oder „Hey Stupid“. Dazu brachte der Altmeister des Schockrocks seine theatralischen Gimmicks mit: „Die Schlange ebenso wie die Guillotine“, genau wie er es versprochen hatte. Seit Jahren begleitet ihn eine treue Band, der auch Gitarren-Shredderin Nita Strauss angehört – ein Plus, wie in Nickelsdorf zu erleben war. Sofern man nicht wie viele Fans die Flucht vor den dann doch stark strömenden Niederschlägen suchte. Das Finale an Tag drei auf beiden Bühnen und das bestens unterhaltene Publikum haben sich den Guss zum Schluss nicht verdient.

Kaum ein Durchkommen auch bei Avril Lavigne, die die Herzen ihrer „Sk8er Bois“ schneller schlagen ließ. Die 39-Jährige hat zwar längst ihr edgy Punkimage gegen massentauglichen Pop getauscht und ließ auch stimmlich einiges zu wünschen übrig, Songs wie „Complicated“ oder „I’m With You“ wurden dennoch gefeiert. Offenbar reicht dafür selbst liebloser Dienst nach Vorschrift. Anders sah das bei Body Count feat. Ice-T aus, die parallel zur Kanadierin die Red Stage erzittern ließen. Der Rapper hatte die richtige Dosis an subversiven Ansagen und Songs mitgebracht (inklusive „Cop Killer“) und mit Ernie C einen explosiven Gitarristen, der Slayers „Raining Blood“ ebenso runterfegte wie eigenes, neues Material vom kommenden Album. Eines stellte Ice-T in Topform auch klar: „Fuck Racism!“

Ihre vielleicht letzte Österreichshow absolvierten Sum 41, befindet sich die Gruppe um Sänger Deryck Whibley doch aktuell auf Abschiedstournee. Und viele waren gekommen, um lautstark Goodbye zu sagen: Wie so oft am Festival war der Slot bei Sonnenuntergang auf der Blue Stage der vielleicht bestbesuchte des Tages und wurden Klassiker wie „Fat Lip“ oder „In Too Deep“ bis in die letzten Reihen gefeiert. Whibley pushte das Publikum zusätzlich, als wolle er noch das letzte Quäntchen Energie rausquetschen. „Wir werden euch vermissen!“ Das gilt sicherlich für beide Seiten.

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Gern gesehene Gäste auf den Pannonia Fields sind die Sportfreunde Stiller: Am späten Nachmittag räumten sie mit Gassenhauern wie „Ein Kompliment“ und „Ein Geschenk“ ab. Sänger Peter Brugger fand wegen der Wahlerfolge rechter Parteien jedoch auch kritische Worte: „Rassismus und Antidemokratismus lösen unsere Probleme nicht!“ Die Gruppe aus Oberbayern genießt seit dem Comeback nach einer Pause „eine total gute Zeit“. In der Band herrsche „super Stimmung“, sagte Bassist Rüdiger „Rüde“ Linhof im Gespräch mit der APA. Unterstrichen wurde das mit einem soliden, Spaß machenden, eben typisch sportfreundlichen Auftritt.

Den Blick zurück wagte auch die US-amerikanische Nu-Metal-Band P.O.D., die Anfang der 2000er ihre Hochphase hatte, als sie mit Songs wie „Alive“ oder „Youth of the Nation“ in Dauerrotation auf MTV lief. „Wir sind dankbar, dass wir das immer noch machen können“, sagte Sänger Sonny Sandoval zur APA. „Solange die Leute uns wollen, werden wir unser Bestes geben.“ Am Nova war das zunächst gar nicht so einfach, hatte die Gruppe doch zu Beginn mit einigen technischen Problemen zu kämpfen. Ihr Mix aus hartem Metal und hip-hoppigem Groove zündete aber dennoch, wobei Sandoval hungrig über die Bühne tigerte. Schnell wurden dann „Boom“ oder „Southtown“ aus tausenden Kehlen geschmettert. Nichts geht eben über den Livemoment. „Deshalb gibt es diese Band“, so Sandoval. „Musik verbindet. Wir wollen die Menschen ermutigen, positiv zu sein. Mit unseren Songs wollen wir ihre Herzen erreichen.“ Scheint gelungen zu sein, immerhin holte man am Ende ein frischverlobtes Paar auf die Bühne, dem Sandoval seinen „Segen“ gab, bevor zu „Alive“ geheadbangt wurde. Ein schöner Moment.

In den Reigen der rot-weiß-roten Vertreter beim Festival reihten sich Kontrust ein. „Unübertrefflich“ sei ihr Auftritt am frühen Nachmittag auf der Red Stage gewesen, scherzten sie im APA-Gespräch. In Dirndl und Lederhosen, das optische Markenzeichen der Band, kamen Neo-Sängerin Julia Ivanova und „ihre“ Männer an den Instrumenten ordentlich ins Schwitzen: „Mittlerweile hat sich zu den Trachten eine Hassliebe entwickelt. Wenn man bei 40 Grad in der ledernen Kluft spielt, ist einem doch relativ warm. Daher haben wir mit unserer letzten Single ‚Lederhosen Overkill‘ unseren Outfits eine Hymne gewidmet“, so Schlagzeuger Manuel Haglmüller.

Der Mix aus Rock, Metal, Reggae, Volksmusik und Elektronik, der kommende Woche auch am Donauinselfest zu erleben ist, hat jedenfalls funktioniert. „Mit dem Response von heute haben wir nicht gerechnet“, gab Bassist Gregor Kutschera zu. „Die Crowd war sehr groß und motiviert – es wurde gesprungen, gesungen, es gab Moshpit, Verletzte, alles dabei.“ Ebenfalls längst angekommen sind am Festival Einflüsse aus dem Folk: Saltatio Mortis packten neben E-Instrumenten auch Dudelsäcke, Schalmei und Drehleier aus, um mit ihrem Crossover aus Rock und Mittelaltermusik die Leute vor die Red Stage zu holen. Wie tags zuvor Feuerschwanz bemühten sie die nordischen Götter, verzichteten aber auf Rüstungen und Feuer. Sänger Jörg Roth alias Alea der Bescheidene zeigte sich angetan: „Gestern sind wir mit unserem neuen Album ‚Finsterwacht‘ in Deutschland auf Platz eins gegangen, heute spielen wir zum ersten Mal am Nova Rock!“ Die Feierlaune hat also auch die Bühne erreicht.

novarock.at

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