Gebündelte künstlerische Kraft

Die Innviertler Künstlergilde feiert ihr 100-jähriges Bestehen

Emmy Woitsch die Ältere: Bauernhaus in Renetsham
Emmy Woitsch die Ältere: Bauernhaus in Renetsham © Innviertler Künstlergilde

In der großen Not nach dem Ersten Weltkrieg versuchten viele Künstler aus den Städten, sich am Land eine neue Existenz aufzubauen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Aus diesem Bestreben heraus entstand 1923 die Innviertler Künstlergilde (IKG), zu deren Gründungsmitgliedern große oö. Namen wie Alfred Kubin oder Aloys Wach zählen.

In den ersten Jahren erlebte die junge Gilde einen regen Zulauf von weiteren namhaften Künstlern wie Hermann Bahr, Hans Carossa, Max Mell, Josef Nerud, Sergius Pauser u.v.m.. Mit zahlreichen Veranstaltungen feiert die älteste und größte Künstlervereinigung des Landes heuer ihr 100-jähriges Jubiläum. Einen der Höhepunkte bildet die Ausstellung im Linzer Schloss, die am 7. Februar eröffnet und bis 14. April zu sehen sein wird.

Vom elitären Männerclub bis zur breiten Öffnung

„Es war exakt der 11.11. 1923, an dem in Braunau die Innviertler Künstlergilde aus der Taufe gehoben wurde“, erzählt die Bildhauerin Sigrid Kofler im VOLKSBLATT-Gespräch. Das IKG-Mitglied aus St. Marienkirchen am Hausruck setzt sich anlässlich des Jubiläums in einem Buch mit der Geschichte der Gilde auseinander, auch Kurz-Biografien von sämtlichen bisher 450 Mitgliedern sind enthalten. Bis zum Zweiten Weltkrieg war die IKG ein reiner Männerverein und auch als elitäre Vereinigung akademisch gebildeter Künstler angelegt. Von Anfang an waren verschiedene Sparten an Bord.

1939 wurde die IKG von den Nationalsozialisten stillgelegt. „Unter den Mitgliedern gab es im Krieg Gewinner und Verlierer“, so Kofler, die sich im Buch erstmals mit der Aufarbeitung der Nazi-Zeit beschäftigt hat. „Es gab Leute aus der IKG, die sehr prominent in der NS-Kulturszene waren und auch hohe Posten innehatten.“ Etwa der Maler und Grafiker Ernst August von Mandelsloh, ein SS-Mann.

Mandelsloh habe in dieser Zeit aber seine schützende Hand über Alfred Kubin, von dem Werke als entartet galten und der mit einer Halbjüdin verheiratet war, gehalten. Hans von Hammerstein-Equord war Bezirkshauptmann von Braunau und bis 1939 Präsident der IKG. Als erklärter Nazi-Gegner kam er 1944 ins KZ, das er zwar überlebte, Hammerstein verstarb jedoch kurz nach dem Krieg. „Der Druck auf die Künstler war in dieser Zeit enorm, viele gingen auch in die innere Emigration“, so Kofler.

Nach dem Krieg wurde die Gilde von Prof. Max Baumbach in Ried wiedergegründet. Nun war es Frauen erlaubt, Mitglied zu werden, bekannte oö. Künstlerinnen wie Margret Bilder oder Emmy Woitsch traten bei. Auch in anderer Hinsicht habe man sich geöffnet, besonders in den 80er und 90er-Jahren, wie Kofler betont. „Die Kunstauffassung wurde sehr viel breiter, es war nicht mehr so wichtig, akademisch gebildet zu sein, sondern vielmehr, ernsthaft zu arbeiten.“ Forciert werde seither auch die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen, die IKG gehe in Schulen und Altersheime, beschäftige sich mit Kunst am Bau. „Wir bündeln Kräfte, finden im Austausch Kreativität und Anregungen und unterstützen uns gegenseitig.“ Einmal im Monat treffen sich die Mitglieder, es werden Symposien und Ausstellungen veranstaltet, gemeinsam Kultur-Reisen unternommen, das Kulturschaffen des Landes geprägt. Seit 1926 erscheint regelmäßig ein Jahrbuch.

300 Arbeiten aus allen Sparten im Linzer Schloss

Die Schau im Linzer Schloss zeigt rund 300 Arbeiten von 100 der aktuell 150 IKG-Mitglieder. Nicht alle Mitglieder stammen aus dem Innviertel, aber jeder hat einen Bezug zur Gegend. Die Ausstellung bildet das breite Schaffen der Künstlergilde von Architektur, Bildender Kunst, Kunsthandwerk über Literatur und Musik bis hin zur jüngsten Sparte Foto und Film ab.

Infos und Veranstaltungen: www.innviertler-kuenstlergilde.at

Von Melanie Wagenhofer

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