Gehypter Star, geerdeter Kunst-Arbeiter

Der Erfolg lässt ihn tanzen: Daniel Richter.
Der Erfolg lässt ihn tanzen: Daniel Richter. © Filmladen

Früher malte Daniel Richter Plakate für Demos und Punkbands, heute erzielen seine Bilder in Auktionshäusern siebenstellige Beträge.

Filmemacher Pepe Danquart begleitete ihn mehrere Jahre lang mit der Kamera. Seine Doku „Daniel Richter“, die heute bei Crossing Europe Österreichpremiere hat, zeigt einen politischen Kopf, einen sympathisch selbstironischen Menschen und vor allem einen exzellenten Handwerker der Malerei. — Daniel Richter grundiert im farbverschmierten Sweater und — warum auch immer — mit einem Papagei auf dem Kopf riesige Leinwände mit farbigen Streifen.

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Das ist „relativ langweilig“, meint er, aber „ich habe einfach beschlossen, dass die Bilder diese Struktur im Hintergrund brauchen. Einer muss das ja machen und das bin ich.“ Kunst ist eben nicht immer nur Spaß, sondern auch Arbeit. Danquart zeigt den einstigen Rebellen, der zu einem der teuersten Künstler der Gegenwart avanciert ist, wie er durch seine Ausstellung tanzt, auf schicken Partys launige Reden schwingt oder auf Spurensuche nach seinen Frühwerken im Plattenladen stöbert.

Den politischen Kopf, den Kunstprofessor, den Shooting Star, der nicht damit gerechnet hätte, einmal von seinen Bildern so gut leben zu können, reflektiert, selbstironisch, geerdet, denn egal, was er macht: „Was kommt am Ende dabei heraus? Öl auf Leinwand, ein Bild“ — so einfach ist das mit der Kunst.

Schickeria und Underground

Richter switcht zwischen Schickeria und Underground, meist sieht man ihn aber in seinem Atelier, wo er pfeifend mit seinen Papageien plaudert, während er Farbe mischt, malt und, wenn die Farbe trocknet, Yogaübungen macht. Auf die Farbverläufe kleistert er Gliedmaßen, fasst sie mit kräftigen Kreidestrichen ein, betrachtet immer wieder das Großformat im Ganzen.

Wer erwartet hätte, dass ein nicht mehr ganz junger „Wilder“ einen getriebenen Eindruck macht, täuscht sich: Richter erscheint als fleißiger Arbeiter, strahlt Ruhe aus und Geduld. Er schleudert nicht aktionistisch Farben auf die Leinwand, keine irren Allüren, sondern genaue Planung und zielgerichtetes Vorgehen, Detailverliebtheit. „In manchen Bildern steckt monatelange Arbeit. Er hat die Kunst geehrt“, so ein Sammler, während er ehrfürchtig und stolz seine Richter-Bilder zeigt. Kinostart ist am 5. Mai.

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