„Ghostbusters: Frozen Empire“: Kalte Dusche für die Geisterjäger

Fortsetzung der Kultreihe versprüht zwar Nostalgie, ist aber eine zerfahrene Angelegenheit

Vor 40 Jahren eroberte mit den „Ghostbusters“ eine ziemlich untypische Heldentruppe die Kinoleinwand. Bill Murray und Co machten sich auf Geisterjagd, dabei stets einen sarkastischen Spruch auf den Lippen. Nachdem vor drei Jahren mit „Ghostbusters: Legacy“ eine Wiederbelebung des Kultfranchise erfolgte, gibt es nun quasi die Jubiläumsausgabe. Wobei man sagen muss: Das „Frozen Empire“ ist leider eher eine kalte Dusche.

Kurzer Blick zurück: Familie Spengler entdeckte im Vorgängerfilm eher zufällig den eigenen Bezug zu heroischen Ereignissen in den 1980ern, als Großvater Egon mit seinen Kollegen in New York für Recht und Ordnung in paranormalen Sphären sorgte. Folglich war es nur eine Frage der Zeit, bis das markante Geheul des Ecto-1 wieder durch die Straßen dringt und mittels Protonen-Blaster dem spukenden Volk zu Leibe gerückt wird. Mittlerweile sind Mama Callie (Carrie Coon), die Teenager Trevor (Finn Wolfhard) und Phoebe (Mckenna Grace) sowie Ex-Lehrer und Stiefvater-in-spe Gary (Paul Rudd) in die ikonische Feuerwache gezogen, um das Familienerbe fortzuführen.

Die alte Garde unterstützt den Nachwuchs

Und schnell wird deutlich: Ihre Dienste werden dringend benötigt, selbst wenn die feurigen Ausflüge mit Ecto-1 durch die Straßenschluchten meist nicht nur eingefangene Geister nach sich ziehen, sondern auch einige Kollateralschäden. Während ihnen deshalb der Bürgermeister zu Leibe rückt, ist die alte Garde um Ray Stantz (Dan Aykroyd), Winston Zeddemore (Ernie Hudson) und Peter Venkman (Bill Murray) eifrig dabei, den Nachwuchs zu unterstützen. Das reicht vom neuen Labor mit coolen Gimmicks bis zum mysteriösen, kugelförmigen Objekt, das eines Tages in Rays Antiquitätenladen auftaucht und einige finstere Entwicklungen anstößt. Erraten: Ein altes, mächtiges Wesen sehnt sich nach dem Untergang der Menschheit und will ein eisiges Zeitalter heraufbeschwören.

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In all das comichafte Chaos mischen sich nicht nur reichlich slapstickhafter Humor, sondern auch einige melancholische Töne, wenn einerseits Familienbande geknüpft werden wollen, andererseits die 15-jährige Phoebe als Defacto-Hauptfigur des Films eine Coming-of-Age-Geschichte (inklusive queerer Romanze) durchläuft. Zu allem Überfluss begegnet man nicht nur einigen Nebencharakteren aus „Legacy“, sondern werden weitere Personen eingeführt, die innerhalb kürzester Zeit im „Ghostbusters“-Universum zu funktionieren haben. Meist bedient man sich dafür knackiger Oneliner, deren Trefferquote aber zu wünschen übrig lässt.

Was aber nicht bedeutet, dass das Personal in „Frozen Empire“ nicht liebenswürdig gezeichnet ist: Mckenna Grace trägt die Last vieler Handlungswendungen relativ locker auf ihren jungen Schultern, während das Gespann Wolfhard und Rudd die humoristischen, dabei stets warmherzigen Momente übernimmt. Für das Trio Aykroyd, Hudson und Murry ist die Arbeit vor der Kamera ohnedies nur eine simple Fingerübung, verschmelzen sie doch geradezu mit ihren Charakteren. Und Komiker Kumail Nanjiani bekommt nicht nur eine wesentliche Rolle im Kampf gegen die düstere Gottheit zugewiesen, er funktioniert auch relativ reibungslos in diesem kunterbunten, beinahe alle Altersgruppen umfassenden Gespann.

Schenkelklopfer und kalter Schauer halten sich in Grenzen

Und trotzdem: Dass sich Schenkelklopfer wie kalter Schauer in Grenzen halten, dafür sind allen voran Jason Reitman und Gil Kenan verantwortlich. Wie schon zuletzt haben sie gemeinsam das Drehbuch verfasst, einzig den Platz am Regiesessel hat man diesmal getauscht. Folglich inszeniert Kenan mit großen, hollywoodtauglichen Bildern, die durchaus die Schauwerte von New York nutzen, muss allerdings in Sachen Tempo und Dramaturgie einige Abstriche machen.

Zu zerfahren und kleinteilig wirkt das Ergebnis, als dass es als gelungenes Sequel oder potenzielle Absprungmöglichkeit für weitere Geisterjagden wirklich taugen würde. Und mit Nostalgie allein ist wohl selbst die Hardcorefangemeinde nicht zu erreichen.

Von Christoph Griessner

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