Goldberg-Variationen in einer faszinierenden Interpretation bei musica sacra

Freunde der Barockmusik begrüßten sehr die Aufführung von Bachs Goldberg-Variationen in einer Streichtriofassung, die in der beliebten Reihe der musica-sacra-Konzerte in der Ursulinenkirche am Samstag vorgestellt wurde. Das zyklische Meisterwerk, für Cembalo geschrieben, stellt ja den Höhepunkt barocker Variationskunst dar, den nahezu alle bedeutenden Tasteninstrumentalisten im Laufe der Zeit zu erklimmen versuchen.

Überraschende Klangerlebnisse

Dass bei einer geänderten Besetzung für drei Streichinstrumente eine faszinierende Neuinterpretation mit überraschenden Klangerlebnissen zu erwarten wäre, hat sich fraglos bestätigt und den Genuss vervielfacht. Waren doch international bekannte Streicher am Werk, deren Vielseitigkeit und Interesse für Erweiterungen in der Musikliteratur laufend Aktivitäten bestätigen: Benjamin Schmid auf der Violine, Bratschist Benedict Mitterbauer auf der Viola und Matthias Bartolomey, ein auch als Kammermusiker viel gefragter Cellist.

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Für sich entdeckt haben die Musiker das Neue schon 1984 von dem russischen Geiger Dmitry Sitkovetsky arrangierte Werk „In memoriam Glenn Gould“. Mit der Aufteilung für drei Stimmen wurde eine erstaunliche Transparenz in den Variationen erreicht, durch Farbklänge der Streichinstrumente eine noch frischere, harmonische Dialogebene getroffen, als es vielleicht dem Cembalo als alleiniger Ausdrucksträger gelingt. Besonders in dynamischer Hinsicht hat das Streichtrio größte Flexibilität bewiesen und dadurch eine abwechslungsreiche Gestaltung erzielt.

Interessant ist die mit 1741 datierte Entstehungsgeschichte der Goldberg-Variationen. Sie beruht nämlich auf einer Anekdote. Namensgeber war Graf Johann Gottlieb Goldberg, ein Schüler von Wilhelm Friedemann Bach, durch den Vater Bach erfuhr, dass ein Stück gefragt ist, das den Grafen von seinen schlaflosen Nächten erlöse. Heute würde keiner mehr schlafen können bei den aus mehreren Traditionen der Clavier-Musik genial gebauten Variationsstücken, 30 an der Zahl, umrahmt von zwei sich klanglich verwandten Arien.

Nach wie vor ist die Qualität der Umarbeitung auf ein Streichtrio mit seinen subtilen Nuancen als eine dem Original respektvoll begegnende musikhistorische Tat anzusehen. Lange genug wurde gestritten, Bachs wegweisendes Kunstwerk nur am Cembalo oder Clavichord getreu spielen zu können. Nicht umsonst sind Bachs Goldberg-Variationen des 18. Jahrhunderts heute zu einem beliebten Repertoirestück geworden und bereichern das kammermusikalische Programm der Konzerte. Langer Beifall mit Bravorufen.

Von Georgina Szeless 

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