Heiße Tänze — Coole Sprüche

Premiere: Flotte „Fledermaus“-Intrige im Musiktheater Linz

Am Samstag feierte die Operette aller Operetten, Johann Strauß‘ „Fledermaus“, im Linzer Musiktheater in der flotten Inszenierung durch Thomas Enzinger eine freundlich bis begeistert aufgenommene Premiere. Das Bruckner Orchester lässt unter der ambitionierten Leitung Marc Reibels alle Facetten der wunderbaren Strauß-Musik aufleuchten. Enzinger schafft den Balance-Akt zwischen bewährter Tradition und origineller Neugestaltung fast durchgehend; er gibt der Handlung ihr Recht, zielt oft auf den aktuellen Zeitgeist und peppt das an sich schon skurrile Geschehen von Beginn weg mit gelungenen Slapstick-Einlagen auf.

Dem vier Paare umfassenden, artistisch und wandlungsfähig agierenden Tanz-Ensemble kommt in seiner Idee ebenso besondere Bedeutung zu wie dem der LGBTQ-Szene entsprungenen Prinzen Orlofsky, der getreu seinem Motto „Jeder nach seinem Gusto“ als Patron des bunten Treibens fungiert. Manuela Leonhartsberger gestaltet diese Hauptfigur in Stimme und Spiel ähnlich souverän wie Herbert Lippert den Herrn von Eisenstein und Carina Tybjerg Madsen dessen Frau Rosalinde, die als vermeintliche ungarische Gräfin einen feurigen Csardas hinlegt. Fenja Lukas glänzt als quirliges Stubenmädchen Adele mit keckem Auftreten und höhensicheren Koloraturen, ihre Schwester Ida wird von Tina J. Jaeger stilgerecht verkörpert.

Für Lacher sorgt „Tenor Alfred“

Tomaz Kovacic agiert als Gefängnisdirektor Frank auf komödiantischer Augenhöhe; Martin Achrainer stellt als rachsüchtiger Notar Falke nicht nur den begnadeten Intriganten, sondern auch einen tüchtigen Tänzer dar. Für Lachsalven sorgt der zum Handkuss gekommene „Tenor Alfred“ von SeungJick Kim, der auch stimmlich Einiges zu bieten hat. Dem legendären Gerichtsdiener Frosch gibt Thomas Mraz einfallsreich gegenwartsbezogene Konturen, die er aber immer wieder durch überhastetes Sprechen und eine gewisse Outrage verwischt.

Choreografin Evamaria Mayer hat sich für das tüchtige Tanzensemble viel einfallen lassen, wobei die Dichte der sexistischen Anspielungen schon etwas ermüdend wirkt. Der Theaterchor, einstudiert von Elena Pierini, leistet szenisch wie stimmlich einen wichtigen Beitrag; Bernd Franke nützt eindrucksvoll die Möglichkeiten der großen Bühne, Götz L. Fischer sorgt für opulente und bunte Ausstattung, Johann Hofbauer zeichnet für gediegenes, oft überraschendes Lichtdesign verantwortlich. Gesamteindruck: Gelungene Neu-Interpretation eines Operetten-Glanzstücks, die dem Publikum viel Vergnügen und dem Inszenator ein verdientes Erfolgserlebnis bringt.

Viel Szenenapplaus, großer Schlussbeifall für alle Mitwirkenden und das Produktionsteam.

Die mobile Version verlassen