Hillbilly mit Blitz und Donner: The Dead South im Posthof

Bei ihren Live-Konzerten spielen sie sich schon mal um Kopf und Kragen, im Linzer Posthof trat die Kanadische Bluegrass-Band The Dead South nun gegen den Wettergott an und schlug ihm ein wackeres Schnäppchen. Mit ihrem Neuen Album „Chains and Stakes“ im Gepäck lieferten sich die vier Mannen um Frontman Nate Hilts, der sich mit Scott Pringle an den Mandolinen duellierte, vor der ausverkaufter Arena im Open-Air Gelände mit dem Gewittersturm einen musikalischen Wettstreit.

Der erste Kracher kam von der Band

Da war der Opener „Blood on the Mind“ schon der erste Kracher, der die überwiegend männlichen Fans zu Begeisterungsstürmen hinriss und vorerst noch den anrollenden Donner übertönte. Ohne musikalische Berührungsängste brachte die Band erst knochentrockenen Folk-Blues mit raukehligem Gesang zu Gehör, dann nicht nur Double-Time, sondern Vervielfachung des Tempos mit einem Schwenk in Hilly-Billy-Gefielde.

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Bei „20 Mile Jump“ dann noch waghalsigere Temposprünge, eingehüllt in den Bühnennebel, der on stage die Kulisse eines fiktiven Westerndorfes überflutete und sich passend zu den aufziehenden heftigen Regenschwaden vor der überdachten Bühne gesellte. Und weil die Fangemeinde wie ihre Heroen hart gesotten ist, gab es noch ein mitreißendes „Yours to Keep“, ehe nach einer halben Stunde der Auftritt wegen der Gewitterfront unterbrochen werden musste.

Dem Wettergott schien die Musik jedoch gefallen zu haben, er hielt seine Sturm- und Blitzgeister im Zaum, sodass das Konzert nach einer weiteren halben Stunde fortgesetzt werden konnte. Damit war die Luft aber fürs Erste draußen, die vier Musiker schienen nach der unfreiwilligen Pause aus dem Konzept geraten zu sein und kamen erst nach einiger Zeit wieder so richtig in Schwung, während im Publikum vielen nicht nur der Regen, sondern auch das Bier aus den Schuhen lief.

Begeisterungssturm beim Welthit

Heftiger Applaus und Jubel dann aber wieder für den Titel „The Bastard Son“ , der die Stimmung ziemlich gut beschrieb, wenn es da im Refrain heißt „Oohhh, Ich fühle nichts mehr, ich will nur Alkohol und dreckige Huren, weil es mir egal ist!“ Mit ihrem Welthit „In Hell I’ll Be in Good Company“ war dann die Menge vor Begeisterung nicht mehr zu halten, als Chellist Danny Kenyon, nach einer unfreiwilligen Auszeit wegen einiger „Me too“ Vorwürfe nun wieder in der Band dabei, die berühmte Titelmelodie vor sich hinpfiff und sich die Hölle darum scherte, dass etliche schräge Töne über seine Lippen kamen.

Verruchtes Image mit einer Portion Augenzwinkern

The Dead South bleiben ihrem etwas dreckigen und verruchtem Image mit einer großen Portion Augenzwinkern also auch mit ihrem vierten Album treu. Zum Teil sperrige Texte und Bluegrass-Melodien sprudelten dahin und entführten in die Welt der Appalachen, erzählten Geschichten von Schurken, religiösen Fanatikern, skrupellosen Mördern und Normalos. Alles kein Problem, solange die „Outlaw“-Masche auf die Bühne beschränkt bleibt.

Von Barbara Duftschmid

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