Hörtest: Chiaroscuro Quartet: Beethoven String Quartets

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Das führende international besetzte Kammermusikensemble Chiaroscuro hat sich unter den vielen Quartetten, die auf alten Instrumenten musizieren, seit langem eine Vorrangstellung erobert. Es pflegt die Werke der Hochklassik bis Frühromantik auf Instrumenten, die mit Darmsaiten bespannt sind und mit historischen Bögen bedient werden. Dass die Musik klanglich ein völlig anderes Bild und somit einen ungewohnten Eindruck beim Hörer hinterlässt, versteht sich von selbst.

Man hört oft die Meinung, dass eine überbetont transparente Tondarstellung zu vermehrter Ausdrucksdifferenzierung der Musik führt, aber ausschlaggebend ist ja doch der substanzielle Inhalt eines Stückes, an dem sich die Interpretation orientiert, unterschiedlich je nach Größe und Qualität des Spielers.

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Das Geheimnis eines auf alten Instrumenten spielenden Orchesters oder hier Quartetts wird sich kaum enträtseln lassen, daher entscheidet also über die Faszination dieser anders klingenden Musik einzig und allein die unbändige Leidenschaft, mit der auf individuelle Art musiziert wird. Und wäre dies nicht so, würden die immer mehr zunehmenden Spezialensembles nicht so dauerhaft erfolgreich bestehen können.

Unverkennbarer Sound

Das besagte Chiaoscuro Quartett mit Alina Ibragimova, Pablo Hernán Benedi hat das Glück auf Amati-Geigen zu spielen, und Emilie Hörnlund (Viola) und Claire Thirion (Cello) bringen mit ihnen ihre nicht weniger wertvolle Instrumente zum Klingen. Schon seit der Quartettgründung 2005 arbeiten sie an einem unverkennbaren Sound von strahlendem Glanz und abwechselnd düsteren Farben, mal zart musikmalend, mal aggressiv glühende Lebendigkeit den Stücken abgewinnend.

Klassisch romantischer könnte die Auswahl nicht sein. Die Stücke stammten zunächst von Mozart, Haydn, Schubert oder wie in der vorliegenden CD nicht erstmals eingespielt von den Chioroscuros von Beethoven. Diesmal sein „Harfenquartett“ op. 74, in dem natürlich keine Harfe vorkommt, aber die vibrierenden Klangflächen, im Adagio-Satz durchsetzt von Pizzicato-Effekten, könnten leicht an den unverwechselbaren Klang einer Harfe erinnern. Das zweite Beethoven-Quartett auf der CD ist das Opus 130, viersätzig mit einer Großen Fuge im Finale, jenes extrem kontrastreiche Spätwerk, das Beethoven als sein widerspenstigstes bezeichnete. Der Überlieferung nach folgte der stocktaube Meister 1826 in Wien in einem nahe gelegenen Wirtshaus der Uraufführung des Werkes, das seine letzte Komposition sein sollte, die er vollendete.

Von Georgina Szeless

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