„Ich fühle mich nicht depressiv, nicht einsam“

Einsichten: Elyas M'Barek und Lucie Heinze spielen Schauspieler, aber nicht sich selbst

Lucie Heinze und Elyas M'Barek bei der Premiere von „Liebesdings“ und vor ihren Figuren Frieda und Marvin.
Lucie Heinze und Elyas M'Barek bei der Premiere von „Liebesdings“ und vor ihren Figuren Frieda und Marvin. © Constantin Film/Andreas Tischler

In „Liebesdings“ spielt Lucie Heinze die Theaterschauspielerin Frieda, die sich so ganz ungewollt in Megastar Marvin — dargestellt von Elyas M’Barek — verliebt. Und umgekehrt.

Das VOLKSBLATT sprach mit den beiden über Journalisten, Privatleben und darüber, wie eine Kussszene auch enden kann

VOLKSBLATT: Ist es wirklich so schlimm, bekannte Schauspielerin, bekannter Schauspieler zu sein, wie es Marvin in „Liebesdings“ erlebt?

LUCIE HEINZE: Wenn es so wie bei dem Marvin wäre, fänd‘ ich das persönlich ziemlich schrecklich! Was denkst du?

ELYAS M’BAREK: Ja, wenn man wirklich Paparazzi vor der Tür stehen hat und die Leute wie im Film in deinem Erbrochenem wühlen, dann nimmt das Formen an, die so bestimmt nicht mehr ideal sind. Aber das findet selten so statt, also bei mir kenne ich so ‘was nicht. Mir sind auch schon Paparazzi hinterhergelaufen oder schreiende Fans, also ich kenne auch manche Situationen, die so im Film stattgefunden haben. Aber ich habe trotzdem immer noch ein intaktes Privatleben, und das wird auch respektiert.

Und für mein eigenes Seelenheil muss ich fragen: Sind Journalisten und Interviewfragen so furchtbar, wie sie im Film rüberkommen?

HEINZE: Da ich dieses Ausmaß, wie es Marvin im Film erlebt, nicht kenne, kann ich nur „Nein“ sagen.

M’BAREK: Und es gehört ja vor allem auch dazu. Es ist Teil des Berufes im besten Fall. Ich fände es deutlich negativer, wenn ich einen Film machen würde, und mich keiner danach fragt. Es ist ja schön, dass Interesse gezeigt wird, und die Leute auch an meiner Person interessiert sind.

Finden Sie sich als Schauspieler trotzdem in den von Anika Decker überzeichneten Figuren wieder?

M’BAREK: Wie gesagt, es gibt Situationen, die so in meinem Leben stattfinden, aber die Figur ist trotzdem sehr eigenständig. Ich fühle mich nicht depressiv, ich habe total Lust auf meinen Beruf, ich fühle mich auch nicht einsam wie Marvin oder nicht verstanden. Marvin sieht ja in Frieda zum ersten Mal jemanden, der es ernst mit ihm meint, wo er sich abgeholt fühlt und merkt, da ist jemand, der sich wirklich für ihn interessiert und nicht für die berühmte Person.

Lucie, Sie sind ganz klassisch und mit Ernst Busch Schauspielschule ganz renommiert in den Beruf der Schauspielerin gekommen. Ist diese Welt des Off-Theaters auch Ihre? Haben Sie das einmal gemacht?

HEINZE: Das ist auf jeden Fall lange her. Ich könnte mir in meiner aktuellen Situation nicht vorstellen, jetzt fix an irgendeinem Haus zu spielen. Aber ich schließe nicht aus, irgendwann wieder auf einer Theaterbühne zu stehen. Das ist schon auch etwas ganz Besonderes.

Elyas, Theater auch was für Sie?

M’BAREK: Ich, Theater? (lacht) Nein, ich war ja nicht auf der Ernst Busch … Nein, ich bin einfach ein Filmmensch.

In „Liebesdings“ ist die Frau die unbekannte Theaterschauspielerin und der Mann der berühmte Star. Wie klappt es denn Ihrer Meinung nach mit der Gleichberechtigung in der Filmbranche?

HEINZE: In den Anfängen wird schon für Gleichberechtigung gesorgt, aber auf jeden Fall ist da noch sehr viel Luft nach oben.

M’BAREK: Es gibt ja Gott sei Dank immer mehr Regisseurinnen und Filme wie „Liebesdings“, wo Frauen starke Figuren spielen. Es finden Diskussionen über Diversität und Feminismus auch im Film statt und das ist sehr begrüßenswert.

Im Film kommt auch das Thema „MeToo“ vor, das bedauerlicherweise wieder in aller Munde ist. Haben Sie damit Erfahrungen machen müssen?

HEINZE: Ja, auf jeden Fall, klar! Alleine zum Beispiel, wenn man eine Polizistin spielt und trotzdem Stöckelschuhe anzieht und enge Hosen, wo ich mich frage, wer kann so rennen? Ein simples Beispiel.

M’BAREK: Natürlich verfolge ich die Debatte über MeToo auch und finde es wichtig, dass man weiter sensibilisiert. Ich habe selbst keine derartigen Erfahrungen gemacht.

Wie kann man aus diesem Dilemma rauskommen, dass junge Schauspielerinnen und Schauspieler ja meist froh um jede Rolle sind und deshalb auch viel akzeptieren, obwohl sie es eigentlich nicht wollen?

M’BAREK: Ja, das bringt der Beruf natürlich auch mit sich. In künstlerischen Berufen gibt es ja ein großes Gefälle zwischen den Leuten, die sich die Rollen aussuchen dürfen und jenen, die für jede Rolle kämpfen müssen. Ich habe beides erlebt. Am Beginn meiner Karriere war ich auch froh um jede Rolle, das ist auch schön, ich habe dadurch viel gelernt. Deshalb genieße ich es jetzt auch umso mehr, dass ich nicht mehr allem hinterherlaufen muss und selber aussuchen darf.

Denken Sie, die Komödie ist das richtige Genre für schwierige Themen?

M’BAREK: Natürlich! Gerade in der Komödie ist es wichtig, dass man Botschaften transportiert. Aber man darf ja nicht vergessen, der Film ist vor allem zur Unterhaltung da. Wir haben ja jetzt kein politisches Pamphlet oder einen feministischen Kampffilm gemacht. Es ist ein Film, in dem es um die wahre Liebe, in dem es um die Findung im Leben geht.

Komödien sind ja harte Arbeit für die Darsteller, aber hatten Sie trotzdem auch Spaß beim Drehen?

HEINZE: Es hat unheimlich viel Spaß gemacht, weil wir sehr viele lustige Szenen miteinander spielen durften. Wir hatten auch die Szenen im Club, und wir befanden uns gerade im Lockdown, das haben wir alle sehr genossen. Wir haben auch Sachen erlebt, die man sonst in dieser Zeit so nicht erlebt hätte.

M’BAREK: Erzähl von der Kussszene!

HEINZE: Ja, Elyas‘ Lieblingsszene war die Kussszene, weil er danach kotzen muss. (lacht) Und er hat das wirklich sehr gut gespielt, ich habe mich fast mitübergeben müssen.

M’BAREK: Das war die originellste Kussszene, die ich jemals gespielt habe.

Ist die Komödie Ihr liebstes Genre als Darsteller?

HEINZE: Ja, ich mag das eigentlich mit am liebsten.

M’BAREK: Ich mache da gar keine großen Unterschiede. Ich gehe ja genauso an die Rolle ran, wie ich es in einem ernsten Film tun würde. Wir spielen die Rollen ja ganz ernsthaft.

Zum Beruf des Schauspielers gehört auch Bekanntheit. Wie gehen Sie damit um, etwas von Ihrem Privatleben hergeben zu müssen?

M’BAREK: Das kann jeder selber entscheiden, da kann jeder die Grenze für sich ziehen.

HEINZE: Genau. Man muss das ja nicht alles machen.

M’BAREK: Wenn Sie die Sozialen Medien ansprechen, man erreicht damit einfach sehr viele Leute, aber man macht sich auch sehr angreifbar, wenn man zu viel vom Privaten preisgibt. Dessen muss man sich bewusst sein. Ich zum Beispiel habe mich entschieden, dass ich ganz viele Dinge aus der Öffentlichkeit raushalte, weil ich Wert auf ein intaktes Privatleben lege.

Wie gehen Sie damit um, Lucie?

HEINZE: Eigentlich wie Elyas.

M’BAREK: Lucie hat ja auch erst seit einer Woche Instagram. Wenn ihr noch mehr Leute folgen, dann teilt sie vielleicht noch mehr aus Ihrem Privatleben, wer weiß.

HEINZE: Wer weiß …

Mit LUCIE HEINZE UND ELYAS M’BAREK sprach Mariella Moshammer

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