„Ich habe in meinem Leben eine Menge Glück gehabt “

Nachkriegskinostar Nadja Tiller verstarb mit 93 Jahren

Nadja Tiller gehörte zu den ganz Großen des deutschen Nachkriegskinos. Ihr größter Erfolg war die Rolle der Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt in „Das Mädchen Rosemarie“ (Szenenfoto) aus dem Jahr 1958.
Nadja Tiller gehörte zu den ganz Großen des deutschen Nachkriegskinos. Ihr größter Erfolg war die Rolle der Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt in „Das Mädchen Rosemarie“ (Szenenfoto) aus dem Jahr 1958. © APA/dpa/Kroll

Nadja Tiller war ein großer Star des deutschen Nachkriegskinos und galt lange als eine der erotischsten Frauen des europäischen Films. Am Dienstag starb die gebürtige Wienerin im Alter von 93 Jahren in ihrer Wahlheimat Hamburg.

Filmstar, Buhlschaft, Miss Autria – die Liste der Erfolge von Tiller ist lang. Über 120 Filme und Serien finden sich in der Karriere der Schauspielerin. Doch eigentlich wäre ihr Traumberuf Friseurin gewesen, wie sie einst erzählte: „Meine Großeltern hatten in Danzig einen Friseursalon. Das erste Haus am Platze. Der war toll und hat mir unglaublich imponiert. Ich wollte Friseurin lernen, um diesen Salon zu übernehmen.“ Am Ende durchkreuzte der Zweite Weltkrieg ihre Pläne.

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Wurde 1949 zur ersten Miss Austria gekürt

Zu Beginn ihrer Karriere arbeitete Tiller noch als Model und wurde 1949 die erste Miss Austria. Im selben Jahr schloss sie auch die Musik- und Schauspielakademie am Max-Reinhardt-Seminar ab und wurde Ensemblemitglied am Theater in der Josefstadt. Doch am wohlsten fühlte sie sich auf der Kinoleinwand. Tiller machte auch die europäische Branche auf sich aufmerksam. Sie hätte statt Anita Ekberg im Trevi-Brunnen („La Dolce Vita“) baden, an der Seite von Marcello Mastroianni spielen („La notte“) und mit Alain Delon („Rocco und seine Brüder“) drehen können. Doch sie lehnte all diese Angebote ab.

„Ich war leider nicht klug genug und zu dumm und habe dann drei sehr berühmte Filme nicht angenommen“ sagte Tiller einst. Die Liste ihrer Engagements kann sich dennoch sehen lassen. Ihr größter Erfolg war 1958 die Rolle der der Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt in „Das Mädchen Rosemarie“.

Ein skandalträchtiger Film. Weiters arbeitete Tiller an der Seite von Jean Paul Belmondo („Der Schlaufuchs“), Anita Ekberg und O. W. Fischer („El Hakim“). Besonders in Erinnerung blieb ihr ein Film aus dem Jahr 1958: „Mein Lieblingsfilm ist ohne Frage der, den ich mit Jean Gabin („Im Mantel der Nacht“, Anm.) gemacht habe.“ Gabin sei ein großartiger, präziser und sehr kollegialer Schauspieler gewesen.

Glückliche Beziehung mit Schauspielkollegen

Am Filmset lernte sie auch ihren Mann Walter Giller kennen, mit dem sie 55 Jahre verheiratet war. Das Geheimnis der langen Ehe: viel Toleranz, wie beide immer wieder betonten. Seit dem Tod ihres Walters im Jahr 2011 nahm Tiller nur mehr kleinere Rollen an. So nahm sie 2013 mit dem Schweizer Schauspieler Fritz Lichtenhahn, der bis zu seinem Tod ebenfalls in Tillers Hamburger Seniorenresidenz wohnte, das preisgekrönte Hörspiel „Traumrollen“ auf.

Und mit 87 Jahren war Tiller in „My Fair Lady“ in einer kleineren Rolle in Braunschweig auf der Bühne zu erleben, bevor sie dem Theater endgültig Adieu sagte. Anlässlich ihres 90. Geburtstages im Jahr 2019 blickte die Wienerin zufrieden auf ihr Leben zurück: „Ich habe in meinem Leben eine Menge Glück gehabt – nicht zuletzt, da ich einen besonders netten Mann hatte. Ich bin einfach zufrieden!“

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