
Eine beinahe stoische Bühnenfigur, als sekundäre Geschlechtsmerkmale Schnauzer und Norwegerpulli: Der Kabarettist Benedikt Mitmannsgruber, 1996 in Liebenau im Mühlviertel geboren, debütierte 2019 mit „Exodus“. Zahlreiche Preise folgten, am 23. November gastiert er mit neuem Programm „Der seltsame Fall des Benedikt Mitmannsgruber“ im Linzer Posthof.
VOLKSBLATT: Wann haben Sie entdeckt, dass Sie lustig sind? Schon in der Schulzeit?
BENEDIKT MITMANNSGRUBER: Ja, das war tatsächlich damals auf der HAK in Freistadt. Ich hielt eine Rede zur Matura — ich war Klassensprecher —, und die ist ziemlich gut angekommen. Ich schwor mir danach, ein Programm zu schreiben, aber das hat gedauert.
Warum?
Naja, das ist schon eine große Herausforderung. Das dauert seine Zeit, dass man sich das zutraut. 2019 hatte mein erstes Programm Premiere in Österreich, im Februar 2020 habe ich mich als freier Künstler angemeldet. Dann kam gleich Corona und das war natürlich ein super Einstieg.
Ihre Bühnenfigur, die originellerweise Benedikt Mitmannsgruber heißt, tritt stets mit Schnauzer auf. Sie sähen damit wie ein Lastwagenfahrer aus, der nebenbei Pornos dreht respektive Gedichte schreibt. Ist Selbstironie etwas, das Ihnen prinzipiell liegt?
Auf jeden Fall, Selbstironie find´ ich sehr wichtig. Ich mach mich nicht so gern über andere lustig, sondern viel lieber über mich. Ich finde das wichtig, über sich selbst lachen zu können.
Ein wichtiges Element ist Ihr Bühnenoutfit. Ausgelatschte Sportschuhe, eine zu kurze Hose — „Wasserstandshose“ sagte man früher: Ist das auch gezieltes Understatement?
Also ich find´ mein Bühnenoutfit eigentlich sehr schee. Ich verstelle mich da wenig. Und der Norwegerpulli ist mein Glückspulli, den hab´ ich schon ewig an. Ich will auf der Bühne authentisch sein, da passt mein Style ganz gut dazu.
Kennzeichen Ihres Auftritts ist die monotone Stimmlage, die vermeintliche Emotionslosigkeit. Mir fiel dazu der Comedy-Gott der unbewegten Miene ein, Buster Keaton. Gibt es Vorbilder für Ihren Bühnenauftritt?
Ich hab´ meine Bühnenfigur doch geändert! Vor zwei Jahren war ich viel emotionsloser, jetzt bin ich meistens lockerer und offener. Ich find den Olaf Schubert lustig, den Till Reiners, und ich schau auch viel amerikanische Standup-Comedy.
Sie nennen sich einen „jungen, attraktiven Comedian aus dem Mühlviertler Hochland“. Dieses „Hochland“ bekommt auch ziemlich sein Fett ab: eine gewisse Sprachlosigkeit etwa oder eine aggressive Männlichkeit, durch die Männer keine Gefühle zeigen oder gar weinen dürfen. Haben für Sie die Auftritte auch eine therapeutische Wirkung? Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit?
Ich bringe solche Themen natürlich sehr überspitzt. Aber ja, ich bin aufgewachsen mit dieser toxischen Männlichkeit und hab´ eigentlich nie einen Platz gefunden in meiner Heimat. Es hilft mir zu zeigen, es gibt auch eine andere Männlichkeit im Mühlviertel, nicht nur diese sehr harte. Es hilft, darüber zu schreiben und sich lustig zu machen, worunter man früher gelitten hat.
Sie erzählen auf der Bühne, in Ihrem Heimatort wären Sie durch ihre Auftritte der meistgehasste Mann, noch vor Bill Gates. Welche Reaktionen erhalten Sie tatsächlich, haben sich auch andere in diesem etwas verloren wirkenden Kerl wiedererkannt?
Ich hab´ nicht so viel Kontakt mit meinem Heimatort und bekomme nur mit, was meine Eltern erzählen. Die Reaktionen waren ablehnend, viele fühlten sich angegriffen. Aber ich krieg´ das nicht so mit, und es ist mir auch egal.
Das Werkl läuft, Sie breiten sich im deutschen Sprachraum aus. Was planen Sie für die Zukunft?
Ja, es läuft super. Soeben Würzburg, Köln, Wiesbaden, wo mein neues Programm Deutschland-Premiere hatte. Im November Wien, Graz, Salzburg und der Posthof. Ich schreib´ grad an einem Roman, mich würden auch Drehbücher interessieren. Ich habe viele Filme geschaut, ich bin sehr filminteressiert, eigentlich filmfanatisch.
Mit BENEDIKT MITMANNSGRUBER sprach Christian Pichler