Im Gedenken an die Opfer des Holocaust

Dankbarkeit und Applaus für Konzert „Musik war Hoffnung — Wider das Vergessen“ im Brucknerhaus

Zwischen Hermann Beil und den in verschiedenen Formationen auftretenden Musikern des Merlin Ensemble Wien besteht eine lange Zusammenarbeit auf internationaler Ebene. Beil bestritt gemeinsam mit Martin Walch an der Violine, Luis Zorita am Violoncello und Till Alexander Körber am Klavier den wichtigen Abend unter dem Motto „Musik war Hoffnung — Wider das Vergessen“ im Gedenken an die Opfer des Holocaust am 27. Jänner im Brucknerhaus Linz.

Der „Torso“ einer aus dem Konzentrationslager geretteten Violinsonate mit Klavier op.39 eröffnete das Konzert. Es stammt von Viktor Ullmann (1898-1944), der im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet wurde. Hermann Beil suchte zu dieser Musik, die mit Schrecken, Sehnsucht, Resignation und doch auch mit Hoffnung besetzt ist, die passenden Texte in Prosa und Gedichtform von Milena Jesenka, Ilse Weber, Oskar Schlesinger, Jura Soyfer, Leo Straus, Karel Svenk und Friedrich Hölderlin. Berührend und schlicht las der prominente Künstler ohne Gesten und mit ruhiger Stimme einfach und wirkungsvoll diese Texte. So wie Ilse Webers „Der Koffer von Frankfurt“ oder „Im Brief an ihr Kind“. Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy war in Theresienstadt nicht verboten, daher folgten auch „Zwei Lieder ohne Worte“ für Klaviertrio und zwischendurch ein venezianisches Gondellied, noch vor der Suite für Cello und Klavier von Otto Manasse (1861-1942, ein bayrischer Musiker, der in Theresienstadt ermordet wurde.

Von Erwin Schulhoff (1894-1942), ein gebürtiger Prager und musikalischer Grenzgänger, ein Blatt Papier, aus dem Lager gerettet: „Drei Reigen“, ursprünglich als Klavier Solo gefunden, erklang in Linz als Klavier-Trio. Hans Krasa (1899-1944) überlieferte uns nur ein Stückwerk der Kinderoper „Brundibär“, deren interessante Tonfolge man gern noch länger gehört hätte.

Ullmanns einsame Violinstimme erklang in Linz

Gideon Klein (1919-1945) war ein frühreifer vielbegabter Komponist und Musiker, Münchner Philharmoniker, der seine eigene Reife in Ausschwitz nicht mehr erleben konnte. Sein „Lento“, vorgestellt als Fragment für Violine und Violoncello, berührte in der klanglichen Schlichtheit auf besondere Weise. Pavel Haas (1899-1944) wurde als letzter Schüler von Leos Janacek von Theresienstadt ins Lager nach Auschwitz deportiert und hingerichtet. Zwei seiner Sätze als Suite op.13 beeindruckten als „Trio molta espressione“.

Viktor Ullmanns einsame Violinstimme, die als Abschluss des Programmes erklang, kam nie zu einer Uraufführung und wurde hier in Linz an diesem denkwürdigen Abend von Martin Walch stehend im Solo mit dazu komponiertem Klavierpart zu einem besonderen Erlebnis.

Manche der Meisterstücke und auch Texte werden hoffentlich auch in Zukunft — wider das Vergessen — aufgeführt. Großer Dank des Konzertpublikums nach einem so intensiven Abend mit einem lang anhaltendem Applaus.

 

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