Im Karussell von Liebe, Hass und Krieg

Zwingende Neufassung von Verdis „Macht des Schicksals“

Beeindruckend: Manuela Leonhartsberger als Zigeunerin Preziosilla und der Chor
Beeindruckend: Manuela Leonhartsberger als Zigeunerin Preziosilla und der Chor © Reinhard Winkler

Giuseppe Verdis Oper „Die Macht des Schicksals“ erlebte am Samstag in einer Neufassung durch Regisseur Peter Konwitschny im Linzer Musiktheater eine heftig akklamierte Premiere. Die an sich abstruse Handlung des Originals gewinnt sowohl durch Streichungen als auch durch die stringente Inszenierungsidee zwar nicht unbedingt an Logik, aber sehr wohl an zwingender Aussage: In einer Atmosphäre von Krieg und Gewalt verursacht nicht das Schicksal, sondern überzogene Ehrsucht, Rassismus und Hass eine „hausgemachte“ Katastrophe. Der „Macht des Schicksals“ dafür die Schuld zuzuweisen, scheint nichts als eine bequeme Lüge zu sein.

Das Bühnenbild muss ein finsteres Schloss, Kloster, Heerlager und eine Einsiedelei symbolisieren: Es bewegt sich in Dreiecksform auf der Drehscheibe, so dass jeder vermeintliche Szenenwechsel wieder in die gleiche Tristesse führt, und sozusagen in einem Karussell des Unglücks abläuft.

Calesso lässt Musik und Sänger aufblühen

Durch die Verdichtung der Szene tritt die musikalische Substanz umso deutlicher hervor: Enrico Calesso führt das Bruckner Orchester dynamisch spannungsreich und lässt Verdis Musik an allen Klischees vorbei so richtig aufblühen. So genießen Erica Eloff als bedauernswerte Leonora und der Tenor Sung-Kyu Park als hin- und hergerissener Alvaro alle Gelegenheit, ihre sängerischen Vorzüge wirkungsvoll und begeisternd zu präsentieren. Dem zentralen Liebespaar kommen Bariton Adam Kim als rachsüchtiger Don Carlo, Dominik Nekel als Pater Guardiano und Michael Wagner als Marchese in einer soliden Performance ziemlich nahe.

Wichtig und eindrucksvoll der Chor: Er löst die Aufgabe, eine Horde von bösartigen Kriegsgespenstern darzustellen, stimmlich und musikalisch hervorragend, bestens einstudiert von Elena Pierini. Chorischer Höhepunkt: Das von der Zigeunerin Preziosilla (hochaktiv: Manuela Leonhartsberger) angetriebene „Rataplan“, eine bestechende Vokal-Imitation von Kriegstrommeln. Das Werk klingt mit einem großen Schluss-Chor aller Mitwirkenden aus: ein gerade jetzt tief berührendes Gebet um Frieden!

Lautstarke Begeisterung beim Publikum

Häufiger Szenenapplaus begleitete die Aufführung, auch der Klarinettist Herbert Hackl erhielt für seine Leistung als musizierender Obdachloser viel Beifall. Der ausgiebige Premieren-Jubel konzentrierte sich vor allem auf Erica Eloff, Sung-Kyu Park, das Orchester, den Dirigenten und last not least auf Peter Konwitschny, den Erfinder und Erbauer dieser speziellen Bühnenfassung einer vermeintlichen „Macht des Schicksals“.

Von Paul Stepanek

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