In Gmunden feierte man einen einzigen Siegeszug

Fulminantes Salzkammergut Festwochenende mit Markus Poschner und seinem Brucknerorchester

Bruckner-Orchester-Chef Markus Poschner wurde mit „Tristan und Isolde“ für die beste musikalische Leitung ausgezeichnet.
Bruckner-Orchester-Chef Markus Poschner wurde mit „Tristan und Isolde“ für die beste musikalische Leitung ausgezeichnet. © Reinhard Winkler

Das erst kürzlich mit Bestmarken ausgezeichnete Bruckner Orchester und sein Chefdirigent Markus Poschner absolvierten seit der Pandemiezeit zum ersten Mal öffentlich ein sinfonisches Konzert und beendeten damit am Samstag die Salzkammergut Festwochen in Gmunden.

Wie glücklich das Festival über dieses Gastspiel war, konnte man an dem Besuch im trotz der Abstände voll aussehenden Toscana Congress Saal ablesen.

Mozart und Beethoven

So verhielten sich auch die Musiker und warteten mit Werken von Mozart und Beethoven mit Bestleistungen auf. Also mit einem klassischen Programmablauf von mehr als vertrauten Sinfonien, deren Auslegung – kennt man Poschners Orchesterarbeit – einiges an neuer Sichtweise erwarten ließ.

Gleich in Mozarts „Linzer Sinfonie“ faszinierte er mit persönlichen interpretatorischen Tugenden. Sein wahrnehmbares Gesamtkonzept beinhaltet mehr als die üblichen Durchläufe. Nämlich die variationsreiche Gestik seiner ruhigen Armführung oder den physisch gedeuteten Klanggriff aus dem Gefühl höchster Ausdrucksintensität. Jeder Satz hat seinen werkimmanenten Charakter, um den es Mozart ging, wenn minutiöse Phrasierung, punktgenaue Artikulation und die Tempo-Dramaturgie sich so wunderbar vereinen und ergänzen.

Ob der heroische Beginn der C-Dur Sinfonie KV 425, das gesangliche Thema im zweiten Satz, die Festlichkeit im dritten, die analogen vier Takte im Presto-Finale – alles deutete auf eine tiefgehende Behandlung von Exposition und Durchführung des Werkes hin.

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Und dann Beethoven, bei dem Poschner nicht nur die Verherrlichung der „Apotheose des Tanzes“ in seiner „Siebenten“ A-Dur op. 92 nachzeichnete, was ohnehin eine ungenügende Bezeichnung ist.

Was hat man hier nicht schon alles erlebt, aber selten eine solche Deutung aus Demut, Ernst und insgesamt bescheiden zurücknehmendem Dirigat für den „Titanen“, die zu Ergriffenheit im Publikum führten. Für Showeffekte ist Poschners Zeichengebung nicht geeignet, da stehen ihm schon sein Charisma und die hohe Kultur des Impulsgebens im Wege.

Aus Werkkenntnis sei nicht aus Vergleichsgründen die Erinnerung gestattet, dass Poschners Beethoven an für ewig geltende Maßstäbe Karajanscher Aufführungen heranreichte. Das Bruckner Orchester verspürte auch diesmal ein Glücksgefühl des Musizierens, was zugleich als Erfolgsgeheimnis der Arbeit mit seinem Chef gewertet werden kann. Der Jubel in Gmunden bewies es.

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