„Jauchzet, frohlocket …“

musica sacra: Publikum stürmte Linzer Minoritenkirche

„Jauchzet, frohlocket…“ Pompös kündet der solistische Paukeneinsatz die Zeit an, in der Bachs „Weihnachtsoratorium“ zu besuchen alljährlich zu einem Pflichttermin wird. Die Linzer Minoritenkirche war gesteckt voll am vierten Adventsonntag, da die Konzertreihe musica sacra ihre sechste Veranstaltung ansetzte. Das Meisterwerk ist wohl das am meisten aufgeführte und daher populärste Oratorium Bachs, ja fast volkstümlich geworden durch seine eingängigen Melodien der Rezitative, Arien und Chöre. Umso heikler ist es, eine maßstabsetzende Aufführung zu erleben, weil dies am besten doch von Spezialisten der Barockmusik, die ihre eigenen Gesetze hat, zu erwarten ist. Daran fehlte es nicht. Aber besser man richtete den Blick diesmal auf die Faszination auslösende Stimmung des Werkes, erzielt durch eine hingebungsvolle Frömmigkeit wie lieblich-herzhafte Heiterkeit im Geiste seines Schöpfers.

Das unvergleichliche L`Orfeo Barockorchester konnte dafür garantieren mit seiner charismatischen Michi Gaigg am Dirigentenpult, bei der man glauben könnte, sie hätte schon zur Barockzeit gelebt. Dazu verführt ihre besondere Fähigkeit, zu erfühlen, wie man die stilstischen Feinheiten herausarbeitet, damit die Musik niemals langweilig wird (wie hie und da fälschlich gemeint), sondern durch die Agogik, Dynamik, Phrasierung oder Tempobehandlung immer spannender wird, je länger man sie hört. Von dem sechsteiligen Kantatenkomplex wählte sie die Teile I und IV bis VI für Linz aus. Als Ganzes wird das Werk wegen seiner Dauer selten auf das Programm gesetzt. Im Original hat es auch Bach selbst 1734 nicht so vorgestellt, sondern die Texte aus anderen, auch weltlichen Vorlagen zur endgültigen Bezeichnung als „Weihnachtsoratorium“ in Musik gesetzt. Allein die geschlossene Form als eine einheitliche Komposition empfindet man immer wieder als ein Wunder. Dem folgte man eben wieder mit Staunen.

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Bei den Solisten überzeugte der Tenor Virgil Hartinger als Evangelist von seinem Spezialfach Bach am meisten, er hatte auch die Mitwirkung des klangschönen, textdeutlichen Collegium Vocale der Salzburger Bachgesellschaft als Leiter zu verantworten. Auch der finnische Bass Peter Kooij hat hörbar nicht wenig Alte Musik in seinem Repertoire. Ebenso die Grazer Altistin Margot Oitzinger. Die Sopranstimme von Erica Eloff, in Linz eine noch jüngere Entdeckung als Opernsängerin der Bühne, erfüllte für ein Oratorium bei aller Erfahrung leider nicht ganz die Erwartungen. Die Bach-Freunde kamen jedoch auf ihre Rechnung.

Von Georgina Szeless

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