Österreich hat wieder ausgezeichneten Jazz: Die Gruppen Echoboomer und Synesthetic 4 sowie die Tiroler Saxofonistin Yvonne Moriel sind die ersten Empfänger des neuen österreichischen Jazzpreises, der am 5. Dezember im Wiener Porgy & Bess bei einer großen Gala vergeben wird. Zuvor wurde letztmals 2009 mit dem Hans-Koller-Preis eine österreichweite Auszeichnung vergeben, die ganz dem Jazz gewidmet war. Insgesamt gab es 256 Einreichungen für die drei Kategorien.
Das von Bassistin Beate Wiesinger angeführte Kollektiv Echoboomer erhält den Preis in der Sparte „Bestes Album“. Auf dem 2023 veröffentlichten „Timeless Warrior“ besteche man „durch Originalität und innovative Eigenständigkeit“, heißt es in der Jurybegründung. Die Aufnahme gehe durch ihre „grenzüberschreitenden Songstrukturen das erfrischende Risiko ein, das Jazzidiom (…) überzeugend zu sprengen“. Wiesinger bedankte sich bei der Pressepräsentation am Dienstag und versprach für den Auftritt am 5. Dezember nicht nur einen Querschnitt aus den Stücken. „Das Programm des Albums entwickelt sich immer weiter, deshalb kann man sich auch auf Neues freuen.“
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Synesthetic 4 um Vincent Pongracz (Raps und Klarinette) setzte sich in der Kategorie „Bester Live Act“ durch. Das Quartett beeindrucke „durch Originalität und Vitalität und eine bei aller rhythmischer Komplexität gewährleistete energetische und lustvolle Spielfreude“. Dabei gelinge der Band der Kunstgriff, „höchsten musikalischen Anspruch und kreative Virtuosität mit dadaistischem Rap und skurriler Videoperformance auf einen Nenner zu bringen“, so das Juryurteil. Nicht nur von seinen Rapkünsten gab Pongracz bei der Verkündung eine kurze Kostprobe, zudem versprach er ein neues Album für das kommende Jahr.
Als aufstrebende Stimme in der Jazzszene wurde Yvonne Moriel geehrt, die sich den Preis als beste Newcomerin sicherte. So wurde etwa ihr „breites stilistisches Spektrum“ hervorgehoben, bearbeite sie doch etwa mit dem Projekt sweetlife, das sie auch im Porgy präsentieren wird, so unterschiedliche Richtungen wie Jazz, Dub oder Electronics. Zudem verfüge die Saxofonistin über ein „ausgefeiltes Handwerk und großes emotionales Ausdrucksvermögen“. In knapp zwei Wochen erscheint mit „sweetlife II“ auch eine neue EP des Quartetts, das zudem an einem Album arbeitet.
Die Preise für Album und Live sind mit jeweils 10.000 Euro dotiert, die Newcomer-Auszeichnung mit 5.000 Euro. Neben den knapp halbstündigen Auftritten bei der Gala warten auf die Ausgezeichneten zudem noch zwei weitere Konzerte, die gemeinsam mit den Jazzpreis-Verantwortlichen an noch zu bestimmenden Locations organisiert werden. Speziell fällt die Trophäe aus, ist sie doch ein Fußball mit dem Preislogo. „Die sollen auch benutzt werden und nicht nur langsam in der Wohnung verstauben“, wünschte sich Harald Huber vom Österreichischen Musikrat augenzwinkernd. „Vielleicht finden sie ja zum Aufwärmen Verwendung.“
Gala Österreichischer Jazzpreis 2024 am 5. Dezember im Porgy & Bess; alle Infos zu den Prämierten sowie sämtliche Nominierungen unter jazzpreis.at