Jodler und Jazz zum Geburtstag

Die Lungau Big Band und Hubert von Goisern feierten im Linzer Posthof

Die Lungau Big Band ist ein europaweit gefeiertes Jazz-Ensemble. 1983 gegründet, feierte die Formation unter Trompeter Horst Hofer musikalische Triumphe, die die Band bis zum Montreux Jazzfestival führten. Für das 40-jährige Jubiläum hat man sich nach Gaststars wie Wayne Marshall nun Hubert von Goisern für den ersten Posthof-Auftritt des 17-Mann starken Ensembles geholt.

Und dieser feierte genau an diesem Abend ebenfalls Geburtstag, zwar schwer verkühlt und heiser, was dem umjubelten Auftritt vor vollem Haus aber keinerlei Abbruch tat. 71 Jahre und kein bisschen leise gab das oö. Urgestein der Alpin-Rockmusik etliche seiner politkritischen und aufrührenden Hits zum Besten, aufs Feinste arrangiert vom langjährigen Wegbegleiter und Pianisten Burkhard Frauenlob.

Mit „Drawig“ ging es zu Beginn gleich rasant zur Sache. HvG und die Lungau Big Band trieben sich gegenseitig mit voller Power an, was nicht zuletzt den genialen Saxophon-Soli von Christian Kronreif und Robert Bachner an der Posaune geschuldet war.

Mit dem Gospelsong „Po- wer“, bei Goisern mit dem Titel „Sünder“, setzte sich der musikalische Parforceritt konsequent fort, „Koana woaß wie longs die Welt nu gebn wird“ heißt es darin apokalyptisch. Dazwischen Gänsehaut-Feeling bei der Ballade „Spät“, die ein berührender Goisern, gemeinsam mit Sängerin Maria Moling an der Percussion und Trompeter Lorenz Widauer, zum Weinen schön mit seinem Jodeln zum Besten gab. Danach ging es wieder weiter mit beinharter Gesellschaftskritik zu stampfenden Bluesrythmen von „Snowdown“, einer Hommage an die US-Whistleblower Chelsea Manning und Edward Snowden.

Der Abend endete mit dem unverwüstlichen Dauerbrenner „Brenna tuats guat“, bei dem die Lungau Big Band und der Alpin-Rocker noch einmal stimmlich und instrumental das Letzte aus sich herausholten, ehe sich Hubert von Goisern nach eineinhalb Stunden selbst sein schönstes Geburtstagsgeschenk machte, wie er sagte, und sich ohne eine einzige Zugabe zur großen Enttäuschung des Publikums von der Bühne verabschiedete. Auch das ist eben HvG: kompromisslos, brutal und ehrlich. Barbara Duftschmid

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