Katharina Winklers „Siebenmeilenherz“: Weitreichender Missbrauch

INTERVIEW: AUTORIN KATHARINA WINKLER

Mit ihrem Debütroman „Blauschmuck“ über eine weibliche Leidensgeschichte in der Türkei schaffte es die in Wien geborene, in Oberösterreich aufgewachsene und in Berlin lebende Katharina Winkler 2016 u.a. auf die Shortlist für den Debütpreis des Österreichischen Buchpreises. Nun legt sie mit „Siebenmeilenherz“ erneut einen Roman vor, der ein Frauenschicksal auf intensive Weise beschreibt.

Bezeichnete der „Blauschmuck“ die blauen Flecken der von ihren Männern verprügelten Frauen, rast nun das „Siebenmeilenherz“ eines von ihrem Vater wiederholt missbrauchten Mädchens.

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„Jetzt sieht man alles ganz genau. / Das Kind, das war die Vaterfrau.“ Wieder hat Winkler eine eigene, lyrische Sprache gefunden, die das furchtbare Geschehen auf eine eigene Ebene hebt und so das Erleben wie den Versuch der Verarbeitung zu fassen sucht.

Das Geschilderte folgt den bekannten Abläufen — Nähe, Geborgenheit und Zärtlichkeit, die allmählich jede Grenze überschreitet und Schuld, Schmerz und Scham wird.

Zeitliche Brüche führen von der Tat zum späteren Versuch der Konfrontation durch die erwachsene, traumatisierte Frau bis zum schlussendlichen Bekenntnis des dementen Vaters: „Erlkönig hat ihr ein Leid getan.“

Katharina Winkler, Siebenmeilenherz. Matthes & Seitz Berlin, 240 Seiten, 22,70 Euro

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