Kein Müll, mehr Gesundheit & Sichtbarkeit

EU zeichnet Bürger-Wissenschafts-Projekte aus: 100.000 Euro Preisgeld

Ein Recht auf reparieren fordert das „Restart Project“, das „Urban Belonging Project“ macht das städtische Erleben unterrepräsentierter Gruppen sichtbar und die Beachtung von Frauengesundheit will „Isala“ vorantreiben — mit insgesamt 100.000 Euro Preisgeld wurden die Initiativen bedacht.
Ein Recht auf reparieren fordert das „Restart Project“, das „Urban Belonging Project“ macht das städtische Erleben unterrepräsentierter Gruppen sichtbar und die Beachtung von Frauengesundheit will „Isala“ vorantreiben — mit insgesamt 100.000 Euro Preisgeld wurden die Initiativen bedacht. © The Restart Project/Phillips, Isala Team, Sofie Burgos-Thorsen

Es ist einer der positiven Aspekte der weltweit digitalen Vernetzung — das Zusammenkommen von Wissenschaft und breiter Öffentlichkeit. Citizen Science, also Bürger-Wissenschaft, wird seit Jahren praktiziert, interessierte Laien beteiligen sich am wissenschaftlichen Diskurs und greifen aktiv ein.

Ein Gewinn für alle: Die Wissenschaft erhält Daten, die Menschen Wissen und wir alle eine Zunahme an Möglichkeiten zur positiven Beeinflussung der Zukunft. Die Europäische Kommission hat zur Unterstützung heuer erstmals einen Wettbewerb initiiert, mit dessen Ausschreibung die Linzer Ars Electronica in Kooperation mit anderen Instituten beauftragt wurde.

Am Montag wurden die 30 ausgezeichneten und gewürdigten Projekte in Linz vorgestellt, wobei der mit 60.000 Euro dotierte „Grand Prize“ an die belgische Initiative „Isala“ geht, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Mikrobiom des Vaginaltrakts wissenschaftlich zu untersuchen.

Nebst eine großen Zahl an Proben, die Frauen eingeschickt haben, und der damit einhergehenden nun zur Verfügung stehenden Datenmenge wird auch ein gesellschaftliches Bewusstsein für die Notwendigkeit von Forschung zum weiblichen Körper geschaffen.

Präsentation beim Ars Electronica Festival

Das„Urban Belonging Projekt“ aus Dänemark macht das Erleben der Stadt Kopenhagen durch unterrepräsentierte Gruppen sichtbar. 33 Beteiligte hielten zehn Tage lang ihre Wege durch die dänische Hauptstadt fest, mittels Open-Source-App wird das Erlebte eingeordnet und kommentiert. Ausgezeichnet wurde die Initiative mit dem European Union Prize of Citizen Science — Diversity & Collaboration Award, der mit 20.000 Euro dotiert ist.

Den Digital Communities Award und die 20.000 Euro Preisgeld erhält das „Restart Project“, das in Großbritannien seinen Anfang genommen und es sich zur Aufgabe gemacht hat, elektronischen Abfall zu vermeiden, der am schnellsten wachsende Müllberg weltweit. Der Aufruf zum Reparieren wurde zum Ruf nach dem Recht auf reparieren, da immer mehr Produkte bereits als Wegwerfartikel konzipiert werden. Inzwischen hat die Reparierlaune andere Länder erreicht, auf restarters.net gibt es sowohl Anleitungen zum Gründen eigener Reparatur-Gruppen als auch Hilfe für konkrete Arbeitsschritte, Infos zu den globalen Einsparungen durch das Projekt und Möglichkeiten zum Austausch mit Mitgliedern.

Ein Großteil der 27 von einer internationalen Jury gewürdigten Projekte setzen sich im weitesten Sinn mit Umweltschutz auseinander, das „Project Roadkill“ der Österreicher Florian Heigl und Daniel Dörler etwa zeichnet Orte auf, an denen Tiere im Straßenverkehr zu Tode gekommen sind. Beim Ars Electronica Festival im September werden die Projekte vorgestellt.

Das könnte Sie auch interessieren