Klang wird zum ,,Reich‘‘tum

1. Orchesterkonzert der Osterfestspiele: „Zorn Gottes“ & Bruckner

Andris Nelsons: Garant für eineedle, klangvolle Interpretation
Andris Nelsons: Garant für eineedle, klangvolle Interpretation © Erika Mayer

Auch nach dem ,,Tannhäuser‘‘ steht Salzburg in der Karwoche im Zeichen von Leipzig. Vor der beliebtesten Sinfonie Anton Bruckners gab es den kürzesten Auftakt in der Festspielgeschichte, sowohl was Programm als auch Konzertpause betrifft.

Zu Beginn ein Auftragswerk der Osterfestspiele: „Der Zorn Gottes“ von Sofia Gubaidulina. Dieses eine gute Viertelstunde dauernde Werk für Riesenorchester wurde seit fünf Jahren immer wieder verschoben, ‘mal war die Komponistin noch nicht fertig, dann war es für Christian Thielemann zu knapp, der Lockdown kam dazwischen ehe es nur als Streaming in Wien vom RSO unter Oksana Lyniv aus der Taufe gehoben wurde.

Einem Wutausbruch gleich …

Jetzt also endlich die Erstaufführung in Salzburg. Einem Wutausbruch gleich ertönen mächtige Blechsalven, von viel Schlagwerk gestützt. Die 60 Streicher wirken fast machtlos dieser Armada gegenüber, Beethoven Zitate wie „Es muss sein“ aus op.135 klingen an, alles exzellent instrumentiert, ja exaltiert wie das Finale einer nicht vorliegenden Sinfonie. Sehr freundliche Zustimmung im nicht ausverkauften Großen Festspielhaus.

Bruckners Sinfonien stießen in Wien auf rigorose Ablehnung. Da weckte das Angebot von Arthur Nikisch aus Leipzig für die Uraufführung der 7. Sinfonie große Hoffnung. Dabei ging der erst 29-jährige Opernkapellmeister Ende Dezember 1884 mit dem Gewandhausorchester Leipzig sehr wohl ein Risiko ein. Doch diese Urafführung verhalf Bruckner zum Durchbruch. Von Leipzig nahm der Weltruhm des großen Sinfonikers seinen Ausgang. Das Gewandhausorchester, seither in der Brucknerpflege führend, brachte 1920 die weltweit erste zyklische Aufführung aller Bruckner Sinfonien, wieder unter Arthur Nikisch. Die letzten Maßstäbe setzenden Gesamtaufnahmen des Gewandhausorchesters folgten unter Kurt Masur, Herbert Blomstedt und Andris Nelsons.

Der derzeitige Chefdirigent war auch diesmal Garant für eine edle, klangvolle Interpretation. Mit Ausnahme des Scherzos „Sehr schnell“ steht bei allen Sätzen „Moderato“, „Sehr langsam“ oder „Nicht zu schnell“. Genau so will es Nelsons, und sein Orchester erfüllt ihm jedweden Wunsch.

Ein ums andere Mal ist man tief ergriffen vom Beginn mit diesem nie enden wollenden Hauptthema in den Celli samt Horn. Das „Allerheiligste“, das Adagio, lässt jedes Zeitgefühl abhandenkommen, duldet keine Unrast, zeigt wahre Ruhe als Erfüllung. Überraschend das hier sehr tänzerische Scherzo mit viel Drive und dem walzerseligen Trio, obwohl das sehr drängende Motiv der Streicher zu Beginn nicht im komponierten Pianissimo einherhuscht.

Alle wunderbaren Details, schon beim ,,Tannhäuser‘‘ hervorgehoben, nehmen auch hier ein. Ganz besonders prachtvoll die noble Art der Streicher gerade laute Akkorde anzusetzen ohne jeden Akzent oder Härte.

„Reich“ haben das Altmeister wie Antonio Janigro oder Carlo Zecchi sehr treffend benannt. Großer Jubel beim dankbaren Publikum.

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