Klassische Klangwolke als Ausflug in die Mythologie

Meike Droste schlüpfte in die Rolle der Medea, Akademie für Alte Musik Berlin lieferte die packende Musik dazu

Medea, dargestellt von Meike Droste, gespielt von der Akademie für Alte Musik Berlin
Medea, dargestellt von Meike Droste, gespielt von der Akademie für Alte Musik Berlin © Reinhard Winkler

Auch bei der Klassischen Klangwolke standen beim Brucknerfest am Samstag Frauen im Mittelpunkt des Programmes, das den Titel „Muse, Opfer, Täterin“ trug — und zwar Vertonungen von Komponisten über Frauen. Mit der bekannten deutschen Schauspielerin Meike Droste als Medea gelang der Ausflug zu mythologischen Figuren.

Den Anfang machte die Sinfonie B-Dur Z. 14 mit dem Beinamen „Melpomene“ von Vaclav Pichl (1741-1805), ein Komponist aus Böhmen, der in seinen Werken stets Themen griechischer Mythologie hinterließ. Die Umsetzung dieser Musik gelang der Akademie für Alte Musik Berlin, angeführt von Konzertmeister Bernhard Fork und seinen Bläser-Solisten, in großer Intensität.

Ein Zeitgenosse und Wegbereiter von Vaclav Pichl war Carl Ditters von Dittersdorf, 1737 in Wien geboren, dessen Sinfonie F-Dur folgte. In dieser befasste sich der Komponist inhaltlich mit der Rettung der Andromeda durch Perseus. Das helle Oboen-Solo (Xenia Löffler und Michael Bosch) mit zwei Hörnern und Fagott bereitete im satten Streicherklang von zirka 30 Orchestermitgliedern bereits den zweiten Teil des Abends vor.

Nach der Pause gelang bitter-schön ergreifend und melodramatisch Musik von Georg Anton Benda (1722-1795), konkret „Medea. Ein mit Musik vermischtes Drama“. Umrahmt von Auszügen aus Christa Wolfs Roman „Medea. Stimmen“ (1996) gaben die Texte beklemmende Einblicke in Medeas Denken. An der Bühnenrampe im vollen Saal des Brucknerhauses stand mitten im Kreis der nun sitzenden Orchestermusiker Schauspielerin Meike Droste als Medea. Im Melodram schildert sie eindringlich das Elend, in dem sie sich befindet mit dem traurigen Los, der Willkür ihres Mannes hilflos ausgeliefert zu sein.

Die Zurufe ihrer Kinder — in die Rollen schlüpften Florian Winkler und Tobias Pointner von den St. Florianer Sängerknaben —, der Wortwechsel mit ihrem Ehemann Jason (Lukas Weiss) sind getragen von innerer Zerrissenheit und beim Aufkeimen von Rachegedanken auch im Wechselspiel von Musik und gesprochenem Wort unmissverständlich. Tänzerische Passagen stehen dabei den dramatischen Ausbrüchen der Schauspielkunst gegenüber, sinfonische Kraft und Intensität bewirkten ein seltenes Stillhalten in den Reihen der Zuhörerschaft – das Programm ist beim Publikum angekommen.

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