Körperwelten: Zyklus des Lebens erstarrt in Kunststoff

Ausstellung irritiert und zeigt Verantwortung für eigenes Leben auf

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Körperwelten.jpg © Gunther von Hagens‘ KÖRPERWELTEN, Institut für Plastination, Heidelberg, www.koerperwelten.de

Den „Zyklus des Lebens“, festgehalten in plastinierten Exponaten, zeigt derzeit die aktuelle Ausstellung von Körperwelten in der Tabakfabrik Linz. „Es geht darum, wie wir altern“, bringt Kuratorin Angelina Whalley den Inhalt ihrer Ausstellung auf den Punkt. Wie dieser Prozess ablaufe, hänge aber stark davon ab, wie wir uns verhalten und dafür wolle sie die Besucher sensibilisieren, so die Kuratorin.

Menschliche Körper

Die Ausstellung rückt den menschlichen Körper von der Entstehung bis hin zu seinem Vergehen in den Mittelpunkt. Die eindrucksvollen Exponate führen dem Besucher die Entwicklung vom Embryo bis zum alten Menschen vor Augen, die Endlichkeit des Daseins schwingt dabei stets mit – schließlich handelt es sich bei allen Ausstellungsstücken um die Körperspenden von verstorbenen Menschen.

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Natürlich irritierend

Die Frage danach, ob man das denn darf und ob damit die Würde des Menschen verletzt wird, begleitet Körperwelten-Ausstellungen seit ihrem Beginn in den 90er-Jahren. „Die Anatomie bewegt sich schon immer im Grenzbereich zwischen Leben und Tod“, hält der Philosoph Franz Josef Wetz fest. „Das Leben wird am toten Körper gezeigt, das ist natürlich irritierend“, so Wetz.

In der Ausstellung setzt man deshalb ganz betont auf eine pietätvolle Darstellung und ein stimmiges Umfeld. „Es geht um den Respekt vor dem Menschlichen – die Menschen sind immer als Menschen dargestellt“, so Wetz. Darüber hinaus werde durch die Anonymisierung die Privatsphäre gewahrt.

Leondingerin spendet ihren Körper

Die in der Ausstellung gezeigten Plastinate stammen aus dem Körperspende-Programm des Instituts für Plastination in Heidelberg, in dem mittlerweile mehr als 21.000 Spender registriert sind.

Zu diesen gehört auch Barbara Stern aus Leonding. „Ich habe die Ausstellung vor zehn Jahren gesehen und war begeistert“, erinnert sich die heute 71-Jährige. „So macht man wenigstens etwas Sinnvolles mit seinem Körper und trägt zur Bildung bei“, so Stern. Auch ihr Mann habe das eine tolle Sache gefunden. „Wir mussten sogar herzlich lachen, als wir uns die Anweisungen für die Körperspenden durchgelesen hatten.“

Er sei vor mehreren Jahren verstorben und bereits plastiniert. Wo und in welcher Form wird Frau Stern aber nie erfahren, schließlich gilt auch hier das Prinzip der Anonymität. Die Körperspende ihres Mannes sei sehr unkompliziert verlaufen.

Nach dessen Tod hatte sie Körperwelten informiert, „schon eine dreiviertel Stunde später ist dieser aus dem Krankenhaus abgeholt worden“. Einen mulmigen Moment habe sie aber nach einiger Zeit doch erlebt. „Der Ehering meines Mannes ließ sich im Krankenhaus nicht vom Finger lösen. Als man mir den Ring dann zugeschickt hat, habe ich gewusst, dass er nun wohl bereits plastiniert ist“, so Stern.

Info und Tickets

Die Ausstellung ist ab sofort bis 9. Juni in der Lösehalle der Linzer Tabakfabrik zu sehen. Der Andrang ist groß, es wurden bereits 10.000 Karten verkauft. Kuratorin Angelina Whalley empfiehlt den Besuch für Kinder ab 12 Jahren. Weiter Infos und Tickets auf www.koerperwelten.at

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