Konzert der krassen Kontraste im Linzer Brucknerhaus

Brucknerhaus an der Donaulnde in Linz
Das Linzer Brucknerhaus. © lexpixelart — stock.adobe.com

Im vierten Konzert des Großen Abos gastierte am Donnerstag das Luzerner Sinfonieorchester unter seinem Chefdirigenten Michael Sanderling im Brucknerhaus. Mit Dmitri Schostakowitschs 1. Cellokonzert und der 8. Symphonie Franz Schuberts in C-Dur, genannt „Die Große“, standen von vornherein einander zwei Werke gegenüber, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Demgemäß führte das sehr gute Schweizer Orchester viel Publikum durch einen an Gegensätzen reichen Abend.

Zu Beginn brillierte Cellist Gautier Capucon im Schostakowitsch-Konzert, das für alle Interpreten mit seinen krassen Kontrasten, oftmaligen Taktwechseln und rhythmischen Extravaganzen eine extreme Herausforderung darstellt. Von Beginn an dominiert das Cello und variiert virtuos das Hauptthema D(E)SCH, das mit den Initialen des Komponisten identisch ist.

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Im ersten Satz wird der melodische Fluss des Solo-Instruments ständig von stark synkopierten „Einwürfen“ vor allem der Bläser und des Schlagwerks förmlich „zerhackt“, der zweite Satz ist von liedhaften, melancholischen Motiven durchzogen, die von energischen Horn-Signalen unterbrochen werden. Es folgt eine Kadenz, die das rasante Finale ausufernd vorbereitet. Nicht enden wollender Jubel für den Solisten wurde mit einer gemeinsam mit der Cello-Gruppe gespielten Elegie belohnt.

Dann Schuberts „Große“ Symphonie, die in ihrer Rezeptionsgeschichte lange als „7.“, dann als „9.“ und nunmehr als „8.“ bezeichnet wird. Das formvollendete, von melodiösen Themen und deren kunstvoller „Verarbeitung“ überquellende Werk wurde von Orchester und Dirigent spannungsgeladen und intensiv präsentiert.

Sanderling achtete genau auf unzählige und manchmal überraschende dynamische Details, schenkte aber insgesamt der klanglichen Balance zwischen Bläsern und Streichern weniger Aufmerksamkeit. So gewann geradezu  „Schweizer Präzision“ die Oberhand über „wienerischen“ Charme. Dennoch: Langanhaltender Applaus!

Von Paul Stepanek