Künstler fordern Ausschluss Israels von der Kunstbiennale

Dunkle Wolken ziehen über der kommenden Kunstbiennale Venedig auf © APA/AFP/MARCO BERTORELLO

Tausende von Kulturschaffende sowie Kulturinstitutionen und -organisationen fordern wegen des „Völkermords“ in Gaza den Ausschluss Israels von der nächsten Kunstbiennale in Venedig, die vom 20. April bis zum 24. November stattfinden wird. Die Forderung ist in einem Brief an die Biennale-Stiftung enthalten, unter den bereits über 8.000 Unterschriften gesetzt wurden.

„Während sich die Kunstwelt auf die Biennale vorbereitet, bekräftigen wir, dass es inakzeptabel ist, den Pavillon eines Staates zu beherbergen, der an den anhaltenden Gräueltaten gegen die Palästinenser in Gaza beteiligt ist. Nein zum Völkermord-Pavillon auf der Biennale“, hieß es im Schreiben.

Die Befürworter der Initiative wiesen darauf hin, dass von 1950 bis 1968 Südafrika wegen seiner Apartheid-Politik davon abgehalten wurde, bei der Biennale auszustellen. „Erst nach der Abschaffung des Apartheidregimes im Jahr 1993 wurde Südafrika wieder zur Kunstbiennale zugelassen.“ Die Überlegungen der Künstler, die den Appell unterzeichnet haben, betreffen auch die Maßnahmen, die im Zusammenhang mit dem Konflikt in der Ukraine ergriffen wurden: „Im Jahr 2022 verurteilte die Biennale die inakzeptable militärische Aggression seitens Russlands.“,

Gleichzeitig verwiesen die Verfasser auf das „Schweigen“ der Leiter der Biennale „zu den Gräueltaten Israels gegen die Palästinenser“. „Wir sind entsetzt über diese Doppelmoral. Jedes Werk, das den Staat Israel offiziell repräsentiert, stellt eine Billigung seiner völkermörderischen Politik dar. Es gibt keine freie Meinungsäußerung für palästinensische Dichter, Künstler und Schriftsteller, die ermordet, zum Schweigen gebracht, inhaftiert und gefoltert wurden“, hieß es.

Italiens Kulturminister Gennaro Sangiuliano reagierte empört auf den Aufruf und bezeichnete ihn als inakzeptabel und beschämend. Er sprach dem Staat Israel und seinen Künstlern seine Solidarität aus. „Die Kunstbiennale wird immer ein Ort der Freiheit, der Begegnung und des Dialogs sein und nicht ein Ort der Zensur und Intoleranz“, sagte Sangiuliano laut Mitteilung. Kultur sei eine Brücke zwischen Menschen und Nationen, keine Mauer der Trennung. Dem Staat Israel, seinen Künstlern und allen seinen Bürgern gelte seine „tiefste Solidarität und Verbundenheit“.

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„Seit der russischen Aggression vor zwei Jahren sind sich alle Verbündeten einig in der Unterstützung für Kiew. Diese Unterstützung schließt nicht die Anwesenheit von Truppen aus europäischen oder NATO-Staaten auf ukrainischem Territorium ein“, heißt es in der italienischen Erklärung.

Andere Länder, darunter Deutschland und Großbritannien, erklärten ebenfalls, sie hätten keine Pläne, Bodentruppen in die Ukraine zu entsenden. Der Kreml warnte, dass ein solcher Schritt unweigerlich zu einem Konflikt zwischen Russland und der NATO führen würde.

90 Länder beteiligen sich an der Kunstbiennale, wobei Benin, Äthiopien, Osttimor und Tansania zum ersten Mal vertreten sind. Erstmals eigene Länderpavillons bespielen diesmal Nicaragua, Panama und Senegal, die bisher in Gemeinschaftspavillons aufgetreten waren. Österreich schickt Anna Jermolaewa als Vertreterin in seinen Länderpavillon und ist in der Hauptausstellung mit vier Künstlern vertreten. Die von Adriano Pedrosa kuratierte Kunstbiennale beginnt am 20. April und läuft bis zum 24. November.

Diskussionen rund um die Teilnahme Israels an internationalen Veranstaltungen gibt es derzeit auch anlässlich des diesjährigen Eurovision Song Contest (ESC) im schwedischen Malmö: Israels öffentlich-rechtlicher Sender Kan hat am vergangenen Wochenende mitgeteilt, dass er „nicht die Absicht“ habe, das für den ESC bestimmte Lied mit dem Titel „October Rain“ zu ersetzen, sollte ihn die Europäischen Rundfunkunion (EBU) wegen angeblich zu politischen Inhalts für ungültig erklären.

Zuvor waren bereits Forderungen laut geworden, Israel wegen des Kriegs im Gazastreifen vom diesjährigen Wettbewerb auszuschließen. Die EBU hatte dies mit Verweis darauf zurückgewiesen, dass beim ESC keine Regierungen gegeneinander anträten, sondern öffentlich-rechtliche Rundfunksender als Mitglieder der EBU. Der Text des dafür ausgewählten Liedes „October Rain“ (auf deutsch: Oktoberregen”) der Sängerin Eden Golan könnte aus Sicht der EBU-Regeln allerdings als „zu politisch“ gedeutet und daher disqualifiziert werden. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus. Der ESC findet vom 7. bis 11. Mai in Schweden statt.

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