Schon seit den Fünfzigerjahren wird in der Mühlviertler Gemeinde Leopoldschlag eifrig Theater gespielt. Einst in Wirtshäusern und Sälen, die gerade zur Verfügung standen.
Vor 25 Jahren wurde im Zuge des Neubaues des Turnsaales der Schule ein Bühnenraum geschaffen, der von Licht- und Tonanlage bis Drehbühne alle Stückeln spielt. Das war die Geburtsstunde der Grenzlandbühne Leopoldschlag, die seither Jahr für Jahr erfolgreich Stücke produziert.
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Ihr Jubiläum begehen die Leopoldschlager Theaterleute, wie berichtet, mit der Komödie „Ruhe, wir drehen!“ Premiere ist am 18. Februar (19.30 Uhr)
Von Jägerstätter bis zur „Mausefalle“
Gegründet wurde der Verein von Josef Haiböck. „Der war nicht nur theaterbegeistert, sondern auch Schneider am Linzer Landestheater und verfügte so über zahlreiche Kontakte zur größten Bühne des Landes“, erzählt Obmann-Stellvertreter Bernhard Jahn im VOLKSBLATT-Gespräch.
Mit Unterstützung von Technikern des Landestheaters haben sich die Leopoldschlager auch ihre eigene Bühne aufgebaut. Die ersten Jahre, darüber hinaus, standen immer wieder professionelle Schauspieler, darunter Ingrid Höller, Vasilij Sotke, Ferry Öllinger, Herbert und Eike Baum oder Helmut Fröhlich mit den Einheimischen auf der Bühne, Heidelinde Leutgöb inszenierte regelmäßig. „Seit 2003 zeigen wir nur noch Eigenproduktionen, meist mit professionellem Regisseur“, so Jahn.
Lange Zeit hat man für Februar v.a. Jugendstücke und Komödien programmiert, beim Sommertheater ging es regelmäßig ums ernste Fach. „Wir möchten das Publikum mitnehmen, zum Nachdenken anregen“, erklärt Jahn.
Zu den Höhepunkten und erfolgreichsten Produktionen zählt er rückblickend das Stück „Der Jägerstätter“ (2015) und zwei Werke, die der pensionierte Gymnasialprofessor Leopold Pammer aus Leopoldschlag verfasst hat: „Gnadenlos gemütlich“ und „Transfer/Odsun“ — Letzteres ein Stück mit autobiografischen Zügen, das sich mit der Vertreibung der Sudetendeutschen aus der Tschechoslowakei und damit mit regionaler Geschichte beschäftigt. Jahn: „Das hat viel aus dem Leben von Familien aus der Gegend erzählt.“
Auch „Faust“, Shakespeare-Stücke und Musicals standen schon auf dem Programm der umtriebigen Theatergruppe. 2022 konnte man zu Vor-Corona-Zeiten zurückfinden, was die Besucherzahlen anbelangt und mit „Die Mausefalle“ einen kriminalistischen Hit landen.
Treues Publikum und Nachwuchssorgen
Das Stammpublikum kommt seit vielen Jahren aus dem Ort und der Umgebung, „Wir wollen den Leuten quasi die Kultur vor die Haustür liefern“, erklärt Jahn das Anliegen des Vereines. Aber auch Gruppen aus dem Zentralraum befinden sich regelmäßig unter den Besuchern.
Viele der heutigen Spieler aus dem Ort standen schon als Jugendliche auf der Bühne.. Der Verein besteht aktuell aus rund 40 bis 50 Mitgliedern. Wie viele andere Theater, plagen auch die Leopoldschlager Nachwuchssorgen. „Das wird eine mittelgroße Herausforderung in den nächsten Jahren.“ Das und auch der große Aufwand haben nun die Entscheidung gebracht, nur mehr einmal im Jahr ein Stück zu zeigen, alternierend im Frühling und im Sommer.
Jahn selbst ist seit 20 Jahren mit dabei und zufällig ins Theaterleben hinein gerutscht. Er startete gleich mit einer Hauptrolle, die seine Leidenschaft entfachte. Und auch seine Frau hat mit ihm zum Theaterspiel gefunden. Wer weiß, vielleicht ist künftig auch eines seiner Kinder mit dabei: „Der Kleine ist so ein Kasperl, der landet bestimmt irgendwann auf einer Bühne“, sagt Jahn lachend. Warum nicht in Leopoldschlag?
Von Melanie Wagenhofer