“La clemenza di Tito” überzeugte in Bregenz musikalisch

Mit Mozarts Oper “La clemenza di Tito” ist am Freitagabend in Bregenz die Premiere der alljährlichen Kooperation zwischen Landestheater und Symphonieorchester Vorarlberg über die Bühne gegangen. Die Aufführung der Oper im Theater am Kornmarkt wurde zur statischen, aber musikalisch überzeugenden Inszenierung kaiserlicher Güte. Das Premierenpublikum zeigte sich begeistert.

Ein kurzer Liebesquickie im Stehen soll Sesto überzeugen, seinen Freund, den Kaiser Titus, im Auftrag Vitellias zu erdolchen. Deren Rachegelüste rühren von Thronstreitigkeiten der Väter und mehr noch von Eifersucht, denn Titus will nicht sie, sondern eine Prinzessin aus Judäa heiraten. Dort zerstörte der historische Titus kurz zuvor noch den Jerusalemer Tempel – als Kaiser jedoch hat er sich zum vom Volk geliebten, gütigen Herrscher gewandelt, der auf Geldgeschenke und allerlei Zierrat verzichtet und lieber den Opfern des letzten Vesuv-Ausbruchs unter die Arme greift.

Sesto (fulminant gesungen von Annelie Sophie Müller) ist hin- und hergerissen zwischen Kaisertreue und Liebesglück. Er überwindet seine Skrupel jedoch im Duett mit Vitellia (Narine Yeghiyan überzeugt stimmlich). Dass den beiden Verschwörern schauspielerische Doubles zur Seite gestellt werden (David Kopp und Zoe Hutmacher), hätte deren innere Zerrissenheit verdeutlichen können. Mit wenigen Ausnahmen bleiben die Doppelgänger aber statisch und im Hintergrund.

Die Figurenstatik fällt besonders auf, da auf räumlichen Minimalismus (Bühne: Bartholomäus Martin Kleppek) gesetzt wird. Das antike Rom besteht aus transparenten Tüchern, durch die unbewegliche Figuren in zeitlosen Kostümen marionettenhaft wandeln. Titus selbst (Christopher Sokolowski) trägt goldenen Pelz, legt dieses Zeichen der Macht aber immer wieder ab, um sich Freund und Feind emotional zu nähern. Kurze Videosequenzen mit dem Kolosseum aus der Vogelperspektive (vom historischen Titus vollendet) und eruptierendem Vulkan flackern hin und wieder über das minimalistische Bühnenbild.

Eine philosophisch-politische Deutung von Macht wird versucht – einer zitiert Arthur Schopenhauer und Thomas Hobbes, die Gewalt und Egoismus als natürliche Dispositionen des Menschen annehmen. Titus hält kurz dagegen, die Fragestellung wird jedoch sogleich fallengelassen und man folgt dem traditionellen Opern-Faden. Die Vergebung des guten und leider auch kraft- und profillosen Kaiser Titus ist am Ende jedenfalls allen sicher – ob sie wollen oder nicht.

Video
Ich möchte eingebundene Social Media Inhalte sehen. Hierbei werden personenbezogene Daten (IP-Adresse o.ä.) übertragen. Diese Einstellung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in der Datenschutzerklärung oder unter dem Menüpunkt Cookies geändert werden.

Dirigent Karsten Januschke liefert mit Orchester, Sängerinnen und Sängern sowie dem Bregenzer Festspielchor eine überzeugende musikalische Leistung ab. Das Publikum dankte mit Bravo-Rufen und tosendem Applaus. Die schauspielerische Inszenierung (Regie: Henry Arnold) bleibt aber statisch und wenig innovativ.

Das könnte Sie auch interessieren

Wie ist Ihre Meinung?

Um Ihre Meinung zu posten, müssen Sie bei Facebook registriert und angemeldet sein.

Social Media Inhalt
Ich möchte eingebundene Social Media Inhalte sehen. Hierbei werden personenbezogene Daten (IP-Adresse o.ä.) übertragen. Diese Einstellung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in der Datenschutzerklärung oder unter dem Menüpunkt Cookies geändert werden.