Landestheater: Märchen vom Anderssein, das man für sich nutzen kann

„Der Zinnsoldat und die Papiertränzerin“ feiert am Freitag in der Studiobühne Premiere

„Der Zinnsoldat und die Papiertänzerin“, beide aus demselben Kinderzimmer, fallen von ebendort aus dem Fenster und erleben Abenteuer. Das jüngste Stück im Landestheater für alle ab sechs Jahren basiert auf dem Märchen „Der standhafte Zinnsoldat“ aus der Feder von Hans Christian Andersen. Autor Roland Schimmelpfennig hat die Geschichte in poetischer Sprache ins Heute geholt. Premiere ist am Freitag, 23. Februar 2024, um 17 Uhr in der Studiobühne an der Promenade.

Emanzipatorisch zurechtgerückt

Heutig heißt erst einmal, dass nicht, wie vor 200 Jahren geschrieben, nur der Zinnsoldat im Mittelpunkt steht, sondern auch die Papiertänzerin ihren Platz im Stück hat. Ansonsten gibt es solche „Spielzeugtypen“ ja auch heute noch, man denke nur an Barbie, kleine Plastiksoldaten und „Toy Story“. Das ungleiche Paar fällt also aus seiner gewohnten Umgebung und wird gleich getrennt: Das papierene Wesen wird durch die Lüfte geweht, der Mann aus Zinn muss sich der Schwerkraft ergeben.

Und dann beginnt das „Roadmovie“, wie Regisseur Lukas T. Goldbach ankündigt. Oder altmodisch ausgedrückt: das Abenteuer. Die beiden Figuren erleben, wie es ist, plötzlich heimatlos zu sein in einer fremden Welt: So treffen sie etwa auf bürokratische Ratten, die im Kanal einen Ausweis sehen wollen und auf fremdenfeindliche Wolken und müssen allerhand Probleme lösen. Die Hauptfiguren stehen fürs Anderssein, Unfreiheit und Einschränkungen. „Es geht darum, Empathie für Leute zu entwickeln, denen es nicht so gut geht“, so der Regisseur.

Mit einem kleinen Kniff wird entschärft, was zu heftig sein könnte: Am Beginn treten die beiden Schauspieler als solche auf und schlüpfen vor dem Publikum in die beiden Haupt- und zahlreiche weitere Rollen: Gemma Vannuzzi ist die Tänzerin, der Kobold, die Zwillinge, das Papierschiff, die Ratten und der Fisch, Wenzel Brücher gibt den Soldaten, den Papierdrachen, die Zwillinge, die Wolke und die Elstern. Egal, was den beiden also widerfährt, das Publikum hat im Hinterkopf, dass das ja gespielt ist. Und Rollenspiele machen ja auch die Kinder selbst liebend gern, das Stück rückt also nahe an ihre Lebenswelt heran.

Nanako Oizumi, zuständig für Bühne und Kostüme, hat eine Umgebung geschaffen, einen in sich geschlossenen Raum, der die Materialien der Hauptfiguren spiegelt. Eine wichtige fantasiebildende Maßnahme ist eine ausgeklügelte Geräuschkulisse, atmosphärische Sounds, die auch einmal durch die Loop-Maschine gejagt werden.

Von Melanie Wagenhofer 

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