„Let’s do the Time Warp again!“

„Rocky Horror Show“ kommt als Gastproduktion ins Linzer Musiktheater

Da geht's ordentlich rund auf der Bühne: die „Rocky Horror Show“, im Sommer im Linzer Musiktheater.
Da geht's ordentlich rund auf der Bühne: die „Rocky Horror Show“, im Sommer im Linzer Musiktheater. © Jochen Quast

Die Auswahl unter den Besten der internationalen Musical-Produktionen ist angesichts der Qualitätsansprüche des Landestheaters schmal. Ein Klassiker gewann für diesen Sommer das Rennen um das musicalverwöhnte Linzer Publikum. „Die Rocky Horror Show“, der einstige Skandal aus „Transsexual Transsyilvania“, rockt ab Juli das Musiktheater.

Die von Sam Buntrock überarbeitete Fassung entstand im Beisein des Schöpfers Richard O’Brien höchstpersönlich, der zur Aktualität meint: „Wir sind an erster Stelle menschliche Wesen mit Träumen, Ambitionen und Ansichten, unser Geschlecht ist in der Gleichung nicht entscheidend“. So fährt seit 1973 das jungfräuliche Pärchen Brad und Janet in die regnerische Nacht, seinem abstrusen Schicksal entgegen.

Mitsingen, Mittanzen passiert fast automatisch

LBGTQ-Szenerie noch undenkbar, Android kein Betriebssystem, sondern gefährliche Spezies undefinierten Geschlechts auf High Heels mit Strapsen, die in einem zweistündigen Exzess in ihren Untergang steuern. Die Frischverlobten suchen Schutz im Schloss des außerirdischen Wissenschaftlers Frank’n’Furter „from Transsexual Transylvania“, der eben vor seinen exzentrischen Freunden seine neueste Kreation, den bildschönen, blonden, muskelbepackten Rocky rein für sein sexuelles Vergnügen zum Leben erweckt („Me-too“ noch kein Hindenken!). Brad und Janet durchlaufen Initiationsriten mit Männern, Frauen und Transen. Sexuell und moralisch schwer durchgebeutelt, bleiben sie am Ende als neue Menschen über.

Zu Botschaft, Hintergrund, Sozialkritik oder irgendeinen Sinn mag grübeln, wer will. Songs wie „Sweet Transvestite“, „Touch-A-Touch-Me“, oder „Time Warp“ beleben die Stimmung der 70er bis zum finalen „I´m going Home“, bevor Butler Riff Raff Dr. Frank’n’Furter abknallt. Mitsingen, -tanzen passiert fast automatisch. Anders als in den meisten Musicals ankern alle Songs fix in der Popgeschichte. Dämonisch-erotisch perfekte Körper, „beautiful creatures“, tragen die Inszenierung. Ideal besetzt Oliver Savile als Frank’n’Furter, „in just seven days“ schuf er den wunderschönen Rocky (Ryan Goscinsky), schönste Stimme — Christian Lunn als Riff Raff.

Sky du Mont führt als Erzähler durch die Show

Kult wurden auch die zugehörigen interaktiven Rituale. Fans kommen verkleidet, nahezu liturgisch folgen Reaktionen auf bestimmte Sätze. Sky du Mont führt als Erzähler mit deutschen Zwischentexten durch die sonst im englischen Original belassene Show. Seine ruhige Art und sein tiefes Timbre tun wohl nach den Mickey Mouse-Stimmen von Columbia und Janet. Die nervigen kollektiven „Boring“-Rufe pariert er mit Wortwitz und Grandezza. Mitmach-Requisiten wie Wasserpistole, Klopapier, Konfetti, Spielkarten oder Zeitungspapier als Regenschutz samt Anleitung gibt´s am Eingang zu kaufen.

Auf der oberen Etage der zweigeschossigen Bühne dreht die sechsköpfige Rockband gelegentlich bis zur Schmerzgrenze auf. Das legendäre Himmelbett, wo der Hausherr Brad und Janet abwechselnd in Sex und Lust einweiht, steht auf der unteren Ebene.

Wie im Kino läuft zum letzten Lied „Science Fiction Double Feature“ bereits der Abspann. Premiere im Linzer Musiktheater ist am 12. Juli, 19 Vorstellungen. Man kann sich richtig drauf freuen. Hinweis: Musicals im Musiktheater sind erfahrungsgemäß sehr rasch ausverkauft.

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