Licht am Ende des Abends: Electro-Rock vom Feinsten im Posthof

††† (Crosses) begeisterten in Linz und hätten sich deutlich mehr Publikum verdient

Der Posthof Linz hat immer wieder musikalische Perlen zu bieten, die sich durchaus mehr Publikum verdient hätten. So war es auch am Montag, 10. Juni, als ††† (Crosses) im Hafengelände gastierten.

Zur Einordnung: Das Duo besteht aus Multiinstrumentalist Shaun Lopez, einst einer der kreativen Masterminds der Rockband Far sowie Chino Moreno, der hauptberuflich Frontman der Deftones ist.

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Jedenfalls geigten ††† (Crosses) im schütter besetzten großen Saal des Posthofs mächtig auf, bei klarem, gut abgemischtem Klang und mit einer energiegeladenen Performance. Davor durfte – mit einer geringfügigen Verspätung – das australische Death-Pop-Duo Vowws (mit mächtig hallender Schlagzeugunterstützung) ran.

Ihr rund 30-minütiges, statisch vorgetragenes Set weckte Sympathien, auch wenn stimmlich breiig, nuschelig vorgetragen. Auffällig war die Stille zwischen den Liederpausen, die schon fast eines Klassikkonzerts würdig war. Ermunternder Applaus zum Schluss für Vowws, die soundtechnisch ein Stück weit die 80er-Synthie-Jahre aufpoppen ließen.

Nach kurzem Umbau hieß es um circa 21:20 Bühne frei für zuerst Shaun Lopez und dann Chino Moreno, die beide vollständig in Schwarz gekleidet von der ersten Sekunde an routiniert, bemüht und emotional ihr Set zum Besten gaben.

Chino hüpft und stürmt von links nach rechts und rechts nach links und schreit, singt, sich mit seiner so markanten, hohen, teils brüchigen Stimme die Seele aus dem Leib. Shauns Pol ist die Mitte der Bühne; zwischen drei Synthezisern hantiert er geschickt, breitbeinig stehend auf der Gitarre.

Ab und zu zieht es ihn nach vorne, näher an das größtenteils Ü30-Publikum, das vornehmlich ebenso schwarz trägt. Der obligatorische Gitarrenwechsel zwischen nahezu allen Liedern darf dabei nicht fehlen.

Die Setlist zierten Perlen aus den beiden Alben des Duos; allesamt nahe an der Albumversion vorgetragen. Etwa „This is a trick“, „Telepathy“ und „Bitches Brew“ aus dem 2014er-Longplayer „†††“ als auch „Found“, „Eraser“ und „Grace“ aus dem aktuellen Album „Goodnight, God Bless, I Love U, Delete“.

Das Bühnensetup war ebenso stimmig. Drei etwa einen Meter hohe Kreuze, die in verschiedenen Farben passend zum Beat leuchteten sowie sechs zu einer Front verbundene Vidiwalls, auf denen Retro-Videos (beispielsweise zu „Grace“) liefen.

Der authentische Chino taute erst gegen Mitte des Sets auf; zuvor war die Kommunikation mit dem Publikum kaum vorhanden. Ein „beautiful“ mittendrin und ein „awesome“ kam ihm dann später doch über die Lippen. Und er lobte das Linzer Publikum, denn schließlich war es ja Montagabend – nicht unbedingt der beste Tag für ein Rockkonzert.

Das Ende des regulären Sets stellte nach etwa einer Stunde eine reduziert vorgetragene Version von „Big Youth“ dar. Chino und Shaun ließen sich dann nach ein paar Minuten vom frenetischen Publikum nochmals auf die Bühne bitten.

Nach drei Zugaben – darunter das grandiose „Option“ war Schluss. Band und Publikum waren nach etwa 80 Minuten sichtlich dankbar für den Abend, als die Dunkelheit dem Licht wich. Electro-Rock vom Feinsten. Gerne wieder.

Von Oliver Koch