Liebe, Tod & Zitroneneis

Salzburger Festspiele: „Ich lieb dich“ für Kinder

Ein Platz zum Gernhaben
Ein Platz zum Gernhaben © SF/Erika Mayer

Mit dem Festspielformat „jung und jede*r“ (insgesamt 54 Theaterprojekte für Kinder und Jugendliche) setzen die Salzburger Festspiele ein starkes Zeichen für künstlerische und soziale Auseinandersetzung mit einem Publikum, das die nächsten Dekaden gestalten wird.

„Ich lieb dich“ des deutschen Autors Kristo Sagor (geb. 1976) feierte am Sonntag an der Studiobühne des Salzburger Schauspielhauses Premiere.

Imke Siebert als Lia und Ludwig Wendelin Weißenberger als Julian fragen sich — vor dem Hintergrund der Trennung der Eltern —, wie denn das sei mit dem Zusammengehören, denken nach, was man so liebt. Erinnern sich, dass man Zitroneneis liebte und jetzt Cola lieber mag, fragen, warum Julians Meerschweinchen nicht mehr lebt. Auf der Bühne ein überdimensionales Eis, Lia in der Tüte. Jugendliche, noch vor der Pubertät, auf einer Bühne, die ein riesiges Kuscheltier sein könnte, auf dem man sich ungehindert bewegen, wohlfühlen, Schutz finden kann.

Von den Großeltern, die sich immerhin schon sehr lange lieben, erfährt Julian zwar auch nicht das Geheimnis der Liebe, doch außer Großvaters „Die Liebe ist alles“ erkennt Julian auch die Verbindung mit Angst, Abschied und davonlaufender Zeit. Die beiden Darsteller wechseln Rollen und Perspektiven. „Und? wie war’s denn bei Dir?“ fragt der längst verstorbene Großvater ganz gelassen das tote Meerschweinchen. In Julians Kopf überschlagen sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Wert und Wichtigkeiten verschwimmen.

Dazu kommt das Suchen nach Trost. Mit der Zeit wird’s eben besser. Lia und Julian trösten einander, auch das hat mit Liebe zu tun. Ihr Gegenteil ist die Angst: Angst, dass man ‘was verliert, dass ‘was passiert. Alles können die beiden besprechen.

Ein Treffer ins Schwarze

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Spielerisch und unbekümmert fließen Gedanken und Gefühle, ausgelassen, fröhlich, unbefangen auch im Tod, alles ist immer gleichzeitig. Für Liebe und was sie genau ist, gibt es keine Erklärung, braucht es auch keine Definition. Sie ist da. Stück, Regie (Joachim Gottfried Goller) und Darsteller treffen emotional und intellektuell ins Schwarze. Die vielen berührenden Erklärungen, die schönen Worte, man möchte sie festhalten, doch wie sie kommen, verschwinden sie. „Ich fuhr mit dem Rad, da war ein Autofahrer, der nicht aufpasste“, sagt Lia. Die Dramaturgie um Liebe und Erinnerung erweitert sich noch einmal. Ein zum Großteil erwachsenes, begeistertes Publikum, bedankt sich überschwänglich, fröhlich, voll Weh, heftig ergriffen.

Von Eva Hammer

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