Liederabend in der Blackbox im Musiktheater: Der Horror der Romantik

Was anfangs wie Elektrosounds klingt, ein Schwirren und Klopfen, hirnzersägend hohe Töne, die sich aus dem Hintergrund anschleichen, spielt Manuela Kloibmüller auf dem Akkordeon zwischen Gothic-Horror-Soundtrack und klassisch romantischer Liedkunst von Schubert, Schumann, Mendelssohn und Wolf.  „Schön Schauriges und schaurig Schönes“ heißt der musikalische Gruselabend mit Kloibmüller und Gotho Griesmeier am Donnerstag in der Blackbox des Musiktheaters.

Der wandernden Akkordeonistin folgt die edle Frau auf die Bühne. Dort tauchen die beiden für eine gute Stunde in die dunkelschwarze Welt der Romantik, die am Ende des 18. Jahrhunderts, jenseits von Vernunft und Aufklärung, das Triebhafte und Gewalttätige im Menschen in Liedern, Balladen, Gedichten und schaurigen Geschichten beschwört.  Ungeheuer zu Wasser und zu Land, einzeln und in Haufen betören und zerstören. Da „farzt die Hex, es stinkt der Bock“, wusste Goethe.

Noch sanft besingt Mörike das Röslein auf dem Grab, dann aber überwiegen Motive wie Tod, Laster, Grausamkeit und Dekadenz. Unglückliche Liebe überwältigt Maid wie Ritter. Treu und -losigkeit führt zu Mord und Tod, im besten Fall auch zur ultimativen Vereinigung im Jenseits. „Feuer sprühen, Kessel glühen“, schlimm ergehts jenen, die sich mit Hexen einlassen. Friedrich Schiller trifft auf Morgensterns Zwölfelf inmitten von Wahnsinn, Erotik, Gewalt und Tod. Griesmeier besingt die wilde Jagd, voran ihren Chef, den Erlkönig, in der hochdramatischen Interpretation Schuberts, dazu noch dessen mörderischen Zwerg. Kloibmüller begeistert mit ihren Arrangements am Akkordeon. Griesmeiers Gesang verbreitet eine gute Stunde lang finster, gruselige Stimmung. Unter den gelegentlich schwer verständlichen Stücken ragt der Erlkönig heraus, und als abschließende Zugabe eine bitterböse Seeräuber-Jenny.

Von Eva Hammer

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