Machtmissbrauch im Nationalsport

Jelinek-Stück „Schnee Weiß“ feiert am Landestheater Premiere

Lorena Emmi Mayer, Nataya Sam, Theresa Palfi
Lorena Emmi Mayer, Nataya Sam, Theresa Palfi © Jochen Quast

Mit der Sprachgewalt von Elfriede Jelinek widmet sich das Linzer Landestheater einem Skandal im heimischen Skisport, der 2017 publik geworden ist. Damals hat Nicola Werdenigg, ehemalige Skirennläuferin, sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch in der Sportwelt öffentlich gemacht. Premiere von „Schnee Weiß. Die Erfindung der alten Leier“ ist am Freitag (19.30 Uhr) in den Kammerspielen.

Eigentlich hätte das 2018 entstandene Stück, eine Fortschreibung von Jelineks legendärem „Sportstück“ aus 1998 und verwoben mit Oskar Panizzas Skandalstück „Das Liebeskonzil“, schon 2021 in Linz Premiere feiern sollen. Dann kam Corona, es wurde auf Eis gelegt. Das Innsbrucker Landestheater kam den Linzern mit der Österreichischen Erstaufführung zuvor.

Katrin Plötner kehrt mit ihrer ersten Jelinek-Inszenierung nun nach Linz zurück — ihre vierte Regie-Arbeit am Haus. Wie geht man mit dem typisch Jelinekschen Redeparcours um? Plötner will „durch kluge ästhetische Setzung, eine Art rotem Faden, beim Zuschauer die Lust am Zuschauen, die Lust, sich auf ein unbequemes Thema einzulassen, wecken“. Die drei Teile, in die Jelinek es gliedert, spiegeln sich im knapp zweistündigen pausenlosen Stück in drei Bühnenbildern wider.

Jelinek verdichtet, wie mediale Diskurse dazu gelaufen sind, Frauen unerbittlich aus- und bloßgestellt werden, niedriger Gestellte oft keine Chance haben, sich zu wehren, angesichts eines extremen Machtgefälles erpress- und manipulierbar werden. Konkrete Namen werden nicht genannt, wer sich mit dem Fall beschäftigt habe, werde erkennen, wer gemeint sei, so Plötner. Jelinek hinterfragt Frauenbilder und Machtmissbrauch von der Antike bis zur Gegenwart, ihre Gesellschaftskritik lasse sich auch auf andere hierarchische Strukturen und eben alle Zeiten übertragen.

Die Regisseurin hat sich eine rein weibliche Besetzung gewünscht und auch bekommen — unter den „super Sieben“, wie sie sie nennt, Theresa Palfi, Eva Maria Aichner und Angela Waidmann — und übt beim Pressegespräch Kritik an der männerlastigen Besetzungspolitik des Landestheaters. Am Schluss tauchen dann doch noch zwei männlich Statisten auf. mel

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