Maria Happel als Reinhardt-Chefin zurückgetreten

Maria Happel als Reinhardt-Seminarchefin zurückgetreten © APA/GEORG HOCHMUTH

Dem Reinhardt-Seminar stehen neue Zeiten bevor: Maria Happel legt nach einem Ende Mai veröffentlichten Brief der Studierendenschaft gegen sie die Leitung der renommierten Schauspielinstitution nieder: „Da mein Schaffen, das sich künstlerischen Gesichtspunkten verpflichtet, nicht mehr gewünscht ist, mache ich den Platz gerne frei.“ Mdw-Rektorin Ulrike Sych nahm den Rücktritt Happels an und zur Kenntnis und bestellte Vizerektorin Gerda Müller mit der interimistischen Leitung.

Müller ist seit 2015 Vizerektorin für Organisationsentwicklung sowie Gender & Diversity und leitet nun auch das vom Rektorat eingerichtete Team aus Expertinnen und Experten, das die Vorwürfe von Studierenden gegen die Seminar-Leitung untersucht. „Ich werde nun für die nächsten Wochen – als Zeithorizont würde ich sagen über den Sommer hinweg – mein Bestes geben, um den Studierenden und dem Personal gute Rahmenbedingungen für das nächste Studienjahr am Reinhardt-Seminar zu schaffen“, so Müller gegenüber der APA.

Dafür wird das neue Gremium, das auch extern begleitet wird, mit allen Betroffenen sprechen. Mit einer ersten Einschätzung für das Rektorat rechne sie mit Ende Sommer, prognostizierte Müller. Eine Einschätzung, ob die Vorhaltungen von Studierendenseite Substanz haben, könne und wolle sie jetzt noch nicht treffen: „Ich möchte wirklich alle Seiten anhören und von Expertinnen und Experten einschätzen lassen, bevor ich eine fundierte Rückmeldung gebe.“

Hintergrund der Kalamitäten am Reinhardt-Seminar war ein offener Brief aus der Studierendenschaft an mdw-Rektorin Sych, in dem der Rücktritt von Happel und ihrer Stellvertreterin Annett Matzke gefordert wurde. Die Rede war in dem vierseitigen Schreiben von einem System von „Machtmissbrauch, Nepotismus und Ignoranz“. In MeToo-Fällen habe sich die Institutsleitung nicht genügend um Aufklärung bemüht. Rollenunterricht werde weiterhin in ungeschützten Räumen außerhalb der Institution abgehalten, und Happel wie Matzke hätten einen rüden Umgangston gegenüber Studierenden an den Tag gelegt.

Gegenüber der APA hatte Happel, die dem Reinhardt-Seminar seit 2020 vorstand und neben der Leitung der Festspiele Reichenau auch Burgtheater-Ensemblemitglied ist, unterstrichen, dass die Vorhaltungen für sie aus dem Nichts gekommen seien und streckte die Hand in Richtung der Kritiker aus: „Ich finde toll, dass wir Persönlichkeiten ans Haus geholt haben, die sich auf die Hinterbeine stellen und was bewegen wollen. Aber das will ich auch!“ Sie habe bereits ihr Engagement am Burgtheater reduziert, um mehr Präsenz am Seminar zeigen zu können. „Vielleicht ist das Ganze auch eine Chance“, hatte Happel in der Vorwoche noch auf einen gemeinsamen Weg gehofft: „Ich möchte die Entwicklung des Theaters auch nicht verpassen. Die Studierenden sollen mich mitnehmen anstatt mich rauszuschubsen.“ Nun hat Maria Happel von sich aus den Exitknopf betätigt.

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