Meinhard Lukas zum LIVA-Aufsichtsratschef gewählt

Unter Lukas startet die Aufarbeitung © APA/KERSCHBAUMMAYR/FOTOKERSCHI/KERSCHBAUMMAYR/FOTOKERSCHI

Der Zivilrechtsexperte und ehemalige Rektor der Linzer Johannes Kepler Universität, Meinhard Lukas, ist am Freitag einstimmig zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden der Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA gewählt worden. Er will sich nun der Aufarbeitung der Brucknerhaus-Affäre widmen und gab zwei Devisen aus: Transparenz und Weiterentwicklung.

Für Lukas sind Aufarbeitungsprozesse in der Stadt Linz nichts Neues – er war auch in der Swap-Causa beratend aktiv. Nun gelte es Transparenz zu schaffen, aber gleichzeitig gehe es auch um die Weiterentwicklung, darum, „wie kommt das Haus in eine gute Zukunft“. Wenn man über die LIVA spreche, sei es „wichtig, über alle Häuser zu sprechen“, so Lukas – unter diesem Dach sind ja unterschiedliche Einrichtungen vom Brucknerhaus über den Posthof oder das Kuddelmuddel bis zum Sportbereich vereint.

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Lukas sieht zwei wesentliche Themenkomplexe, die es aus Sicht der LIVA nun aufzuarbeiten gelte: Zum einen den Auswahlprozess des Intendanten Dietmar Kerschbaum – dazu soll es in zwei Wochen bereits die nächste Aufsichtsratssitzung geben – und zum anderen das Strafrechtsgutachten, das vom früheren Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) dazu in Auftrag gegeben wurde und dessen Vorgaben ja „unvollständig“ gewesen seien.

Luger hatte bekanntlich ein Gutachten bei einer Anwaltskanzlei zur Frage in Auftrag gegeben, welche Rolle es gespielt habe, dass Kerschbaum „anonym“ die Hearing-Fragen im Vorfeld zugespielt bekommen habe. Später gab Luger zu, ihm selbst die Fragen geschickt zu haben. Das Gutachten habe der Aufsichtsrat bereits bekommen, nun geht es darum, dessen Genese aufzuklären.

Heuer im März waren Vorwürfe gegen den künstlerischen LIVA-Geschäftsführer und Brucknerhaus-Intendanten Dietmar Kerschbaum öffentlich geworden, die u.a. In-Sich-Geschäfte, Nebenbeschäftigungen, Vergabevorgänge, Spesen-und Reiseabrechnungen betreffen. Anfang Juli folgte seine Entlassung. Darüber hinaus wurde bekannt, dass er bereits vor dem Hearing zu seiner Bestellung die Fragen der Kommission erhalten hatte. Wie sich einige Zeit später durch geleakte Chats herausstellte, war es der damalige Stadtchef Luger selbst, der ihm die Fragen gesteckt hatte. Luger gestand das schließlich ein und nahm seinen Hut als Bürgermeister und als LIVA-Aufsichtsratschef.

Kerschbaum, dessen Vertrag noch bis 2027 gelaufen wäre, fordert von seinem früheren Arbeitgeber drei Millionen Euro Schadenersatz und bereitet zudem eine Klage wegen Mobbings vor. Das würde jener Summe entsprechen, von der er ausgeht, dass er sie bis zu seiner Pensionierung in zwölf Jahren noch verdient hätte.

Die Affäre traf das Konzerthaus just zu seinem 50-Jahr-Jubiläum und dem lange vorbereiteten Brucknerjahr besonders ungünstig. Das Gesicht des Brucknerhauses ist derzeit der neue kaufmännische Leiter René Esterbauer, der gemeinsam mit der hausinternen Dramaturgie die Geschicke des Brucknerhauses leitet. Sein Vorgänger Rainer Stadler war im Zuge der Affäre kurz vor seinem Pensionsantritt ebenfalls freigestellt worden.