„Melde gehorsamst, das ging daneben!“

Sehr viel Klamauk: Premiere von „Der brave Soldat Schwejk“ am Linzer Schauspielhaus

Der Weg zwischen Satire und Klamauk ist manchmal eine Gratwanderung. Am Linzer Schauspielhaus stürzte man dabei mit der neuen Fassung von Jaroslav Haseks „Der brave Soldat Schwejk“ ziemlich ab. Oder wie Schwejk sagen würde: „Melde gehorsamst, das ging daneben!“ Nicht überraschend, dass sich bei der Premiere am Sonntag ein Teil des Publikums in der Pause verabschiedete.

Die Geschichte vom Soldaten Schwejk, der mit Begeisterung für Kaiser und Vaterland in den Ersten Weltkrieg zieht, dort aber nicht nur das Grauen sondern auch die Borniertheit der militärischen Hierarchie erlebt, ist ein Klassiker.

Schwejk, naiv und schlau zugleich, wird mit seinem bedingungslosen Gehorsam zur tragikomischen Figur der Sinnlosigkeit des Systems und des Krieges. Stilmittel ist vor allem die Satire, die Überhöhung und dadurch die Entlarvung der Realität. Autor Jaroslav Hasek (1883 – 1923) griff dabei auf seine leidvollen Erfahrungen als Soldat im Ersten Weltkrieg zurück.

Vorerst das Positive zur Linzer Inszenierung von Matthias Rippert. Durch eine geschickte Kombination von Bühne und Videowall gelingt es, die vielen unterschiedlichen Orte des Geschehens ohne großen Umbau präsent werden zu lassen. Auch wenn es vorerst gewöhnungsbedürftig ist, ständig direkt über der Guckkastenbühne die Videoeinspielung zu sehen. Ein weiterer Vorteil: Durch die Videos – etwa einer vorbeiziehenden tristen russischen Winterlandschaft – entsteht die Illusion einer Zugfahrt an die Front.

Jan Nikolaus Cerha gibt einen Schwejk, dem man das Naive abnimmt, der aber zugleich auch das Sinnlose von Krieg und Soldatenpathos deutlich werden lässt. Und positiv zu erwähnen ist, dass dieser Schwejk – im Unterschied zu vielen Filmen und Theaterproduktionen – nicht künstlich „böhmisch“ redet. Das unterstreicht das Allgemeingültige der Figur.

Das gesamte Ensemble ist mit großem Engagement und schauspielerischen Highlights bei der Sache. Hier einzelne Darstellerinnen und Darsteller herauszugreifen, würde angesichts der vielen Einzelfiguren den Rahmen sprengen. Ehrliche Anerkennung für alle!

Falsche Richtung

Und für das Grundproblem können die Schauspieler nichts. Die Inszenierung geht von Anfang in eine falsche Richtung, nämlich in die des Klamauks und des Slapsticks. Da wird gestolpert und gestürzt, dass die Bühnenbretter krachen. Prügel, Ohrfeigen und gewollt lustige Einlagen dominieren ebenso wie die ständig betrunkenen Offiziere. Letzteres wird ausgespielt bis zum – im wörtlichen Sinn – Erbrechen. Die in Haseks Romanvorlage schonungslos aufgezeigte glorifizierende und damit verlogene Kriegsrhetorik geht im Klamauk oft unter.

In dieses Bild passt auch, dass einige Darsteller am Schluss beim Verneigen vor dem Publikum auf dem in der letzten Szene „Erbrochenen“ ins Rutschen kommen – ungewollt? Oder Teil der Inszenierung? Das verbliebene Publikum spendet trotz allem langen Applaus und jubelt den Darstellern zu.

Von Werner Rohrhofer

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