Mensch, Maschine und Kunst: Museum Angerlehner zeigt Tomak

Bei Angerlehner heißt es „Game Over. Press Start“ © APA/Wolfgang Huber-Lang

„Game Over – Press Start“, heißt es seit Sonntagnachmittag im Museum Angerlehner. Doch die ehemalige Fertigungshalle hat sich nicht in eine Spielhalle verwandelt. Vielmehr hat der österreichische Künstler Tomak seine große neue Ausstellung, die heute in Thalheim bei Wels eröffnet wurde, so genannt. Die vielschichtige Auseinandersetzung mit dem Thema Mensch und Maschine besteht großteils aus neuen Werken. „Er hat Tag und Nacht gearbeitet“, zeigte sich Angerlehner beeindruckt.

Der ehemalige Industrielle, der 2013 an der Traun sein Privatmuseum eröffnet hat, ist schon 2011 erstmals mit dem Werk des 1970 geborenen Künstlers, der Malerei und Grafik u.a. bei Christian Ludwig Attersee an der Universität für Angewandte Kunst Wien studierte, in Berührung gekommen. Die neue Schau, die bis 13. Oktober zu sehen ist, sei ein „Gamechanger“ für Tomak, meinte der Museumsgründer bei der Eröffnung. Gleiches kann man auch für Ausstellungskurator Antonio Rosa de Pauli sagen – denn Angerlehner gab bekannt, dass dieser ab Juni als künstlerischer Leiter und Kurator des Museums tätig sein wird. Der 1989 geborene Kunsthistoriker war bisher u.a. für die Sammlung Friedrichshof und das mumok tätig und im Vorjahr Assistenzkurator von Dieter Buchhart bei der Ausstellung „Basquiat Soundtracks“ in der Philharmonie de Paris.

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Tomak „taucht ab in die kühle Welt unseres Informationszeitalters“, sagte Antonio Rosa de Pauli und versicherte: „Eine ehemalige Montagehalle riesiger Maschinen ist die optimale Geburtsstätte dieser Werke.“ Diese befassen sich in sehr unterschiedlicher und nicht immer überzeugender Weise mit den Überschneidungen und Beeinflussungen von Menschen und Maschinen. Während etwa seine in Rot und Blau gehaltene „Nervus“-Serie, von der sechs Arbeiten zu sehen sind, die Verzweigtheit menschlicher Nervenbahnen und Aktivitäten sehr poetisch festhält, lässt die in großen, schwarzen aus Holz, Metall, Papier und Acryl gefertigten Skulpturen sowie in zahlreichen Zeichnungen und Bildern dargestellte Figur des „Milbo“ ratlos. Was für Tomak eine „Verbildlichung der verhärteten, geschwürhaften Ablagerungen der digitalen Information in unserem Gehirn“ ist, wirkt wie amorphe Gebilde ohne Geheimnis – und vor allem ohne Bezug zu jenem Datenstrom, den der Künstler in anderen Werkgruppen viel plakativer ins Bild rückt.

In den Serien „Invader“ und „Press Start“ verbindet er Zeichensysteme des Computerspiels Space Invader mit Gehirnquerschnitten, in „Game Over“ Platinen-Schablonen mit Menschendarstellungen, während für die großformatige Zeichnung „Das Ende der Kunst – Press Start“, die quasi die konzentrierte Zusammenfassung der Ausstellung bietet, unverkennbar Leonardo da Vinci Modell gestanden hat.

Wohltuender Weise kommt eine Ausstellung, die sich mit Digitalität in der Kunst beschäftigt, einmal ohne KI-generierte Kunstwerke aus. Und bietet auch einen humorvollen Schlusspunkt. Besser gesagt: Strich-Punkt. Dass man die Abfolge von Nullen und Einsen als Informationsträger ganz reduziert mit Punkt und Linie auf leerem Blatt ausdrücken kann, zeigt Tomak in drei Zeichnungen, die direkt unter dem viele Tonnen schweren Lastenkran eine heitere Leichtigkeit in die Ausstellung bringt.

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„Tomak: Game Over – Press Start“, Ausstellung im Museum Angerlehner, Ascheter Straße 54, Thalheim bei Wels, bis 13.10., Sa 14-18 Uhr, So 10-18 Uhr, Art Talks mit Tomak und Antonio Rosa de Pauli: 30.6. und 13.10., jeweils 15 Uhr, museum-angerlehner.at

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