Moderne Hexenjagd

Tereza Nvotovás „Nightsiren“ erzählt alte Mythen neu

Bildgewaltig: „Nightsiren“
Bildgewaltig: „Nightsiren“ © Busch Media Group

Es ist eine schreckliche und angsteinflößende Szene, mit der die slowakische Regisseurin Tereza Nvotová ihren zweiten Spielfim „Svetlonoc“ („Nightsiren“) beginnt. Zwei kleine Mädchen, gefangen in Dunkelheit, Geschrei, eine flieht, die andere läuft ihr hinterher bis zu einem tiefen Abgrund …

Beim Filmfestival von Locarno gewann der Film einen Goldenen Leoparden, in Linz ist „Nightsiren“einer von vier Eröffnungsfilmen von Crossing Europe.

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Sarlota (Natalia Germani) erinnert sich daran, wie ihre kleine Schwester in die Tiefe stürzte, wie groß ihre Schuld an dem Unglück war. Nun plagen sie erneut Schuldgefühle rund um ihr totgeborenes Kind, und sie kehrt gezeichnet an den Ort ihrer eigenen Kindheit zurück, ein kleines slowakisches Dorf, in dem die Zeit stehen geblieben scheint.

Eine Hexe soll dort gelebt haben und Kinder auf dem Gewissen haben. In welcher Verbindung stand Sarlotas Mutter mit ihr? Die Dorfgemeinschaft sieht die jetzt Fremde skeptisch, sowohl die brutalen, betrunkenen und alles beherrschenden Männer, als auch die ihr Schicksal annehmenden Frauen. Nur Mira (Eva Mores) schlägt sich auf Sarlotas Seite.

Wie selbstverständlich erzählt Nvotová fantastisch und bildgewaltig alte Hexenmythen in unserer Zeit, macht Vorurteil und Vorverurteilung sichtbar und schlüsselt gekonnt und spannend eine alte, tragische aber auch schöne Familiengeschichte auf.

Von Mariella Moshammer

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