Mühlviertler Stoff und New Yorker Glanz

Die österreichische Modedesignerin Nina Hollein zeigt Arbeiten im Linzer Schloss

Geschirrtücher, die zu wandelbaren Kleidern werden, Stoffreste, die groß(artig)e Roben für große Auftritte ergeben. Die in New York lebende gebürtige Österreicherin Nina Hollein kehrt mit ihren nachhaltigen, tragbaren Kunstwerken zurück zu ihren oö. Wurzeln. Im Linzer Schloss zeigt sie ihre Designs erstmals in der kleinen, höchst feinen Ausstellung „Homecoming“ (bis 23. Oktober).

Hollein, deren Onkel die renommierten oö. Architekten und Künstler Ortner & Ortner, sind, hat einen Teil ihrer Schulzeit in Linz verbracht, besuchte das Akademische Gymnasium und war sofort begeistert von der Idee, hier ihre Arbeiten zu zeigen, wie sie bei der Präsentation betont, zu der sie ihr Ehemann Max Hollein, Direktor des Metropolitan Museum of Art in New York, begleitet hat. Die Ausstellung sei für sie eine Art Heimkehr.

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(Abend)Kleider aus Geschirrtüchern

Stoffe aus dem Mühlviertel habe sie schon vor vielen Jahren zu sammeln begonnen. „Ich habe Webereien abgeklappert, auch Kleinstbetriebe, wo der Webstuhl in der Küche stand, und habe Stoffe gekauft“, erzählt Hollein. Im Nähen Autodidaktin hat die Architektin, die an der Wiener TU studiert hat, zunächst ihren Kindern Kleider aus den Mühlviertler Stoffen, die „eine besondere Qualität, besondere Muster und freilich auch eine gute Waschbarkeit aufweisen“, wie sie lachend sagt. 2009 gründete sie ihr Laben NINAHOLLEIN, zu den Kinderkleidern sind außergewöhnliche und sehr aufwändig gestaltete Kleider gekommen, die die erwachsene Trägerin oft auch dazu animieren, ihnen ihre eigene Note zu geben:  Ein Tellerrock etwa kann auf fünf verschiedene Arten getragen werden.

Nachhaltigkeit im Fokus

Hollein geht es in ihrer Kunst sehr um Nachhaltigkeit: Große Roben, von denen sie eine jüngst bei der legendären Met-Gala in New York getragen hat, entstehen aus einzelnen Stoffteilen, Resten aus unterschiedlichsten Materialien, „Colorfield Dresses“, aus denen sie für die Serie „Zero Waste“ auch im Schnitt rundum facettenreiche Abendkleider genäht hat. Entwurf und Entstehung gehen – Hollein vergleicht ihren Arbeitsprozess mit dem von Abstrakter Malerei – dabei Hand in Hand.

Starke „Modekunst“ für starke Frauen

In der Ausstellung im Schloss, die von Genoveva Rückert kuratiert wurde, glänzen die großen Roben auf einem Laufsteg. Man kann sich gut vorstellen, wie die Trägerin damit selbst zu einem wandelnden Kunstwerk wird. Mit künstlerisch bearbeiteten Kostümen aus Teilen von Herrenanzügen setzt Hollein Upcycling um und sorgt auch so für einen starken weiblichen Auftritt. Holleins „Modekunst“ ist schräg, hat oft fast skulpturalen Charakter, ist aber durchaus tragbar und auch flexibel einsetzbar: So gibt es in der Ausstellung etwa eine Jacke, die auch als Rock getragen werden kann, viele Kleidungsstücke sind größenverstellbar. Über den Schlossfenstern schweben zarte, transparente „Wingdresses“, die zu ihren jüngeren Werken zählen.

Alle Stücke sind Unikate und ausschließlich in Handarbeit entstanden, Hollein, deren Kleider auch schon in der amerikanischen Vogue zu sehen waren, arbeitet nicht auf Auftrag und in ihrem ganz eigenen Tempo, das der Kurzlebigkeit der heutigen Mode entgegensteht. „Meine Mode soll so sein, dass man sie gerne anschaut und aufbewahrt.“

PS: Das Schlossmuseum wird jetzt noch leichter erreichbar: Nächste Woche soll laut Weidinger der Lift vom Tunnelplatz hinauf ins Schloss in Betrieb gehen. Skulpturen aus Stoff eben.

Von Melanie Wagenhofer

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