Musicalvorstellung für Menschen mit Behinderung in Wien

„Das Phantom“ wird am 14. Juli in gedämpfter Form aufgeführt © APA/GEORG HOCHMUTH

Musical war immer schon ein Genre, das sich dezidiert darum bemüht hat, ohne abschreckende Barrieren der Hochkultur einem breiten Publikum den Zugang zur Musik zu ermöglichen. Die Vereinigten Bühnen Wien (VBW) gehen nun noch einen Schritt weiter und bietet unter dem Schlagwort „Relaxed Performance“ eine Vorführung, die sich explizit an Menschen mit Einschränkungen oder Behinderungen richtet. Präsentiert wurde das Vorhaben am Montag gemeinsam mit der Autistenhilfe.

Am 14. Juli ist es soweit, wenn im Rahmen der laufenden „Phantom der Oper“-Serie im Raimund Theater eine Vorstellung angesetzt ist, die sich speziell an Menschen etwa mit Autismus, Tourette-Syndrom, Lernschwierigkeiten oder ADHS richtet. Das Stück wird ident gezeigt, aber die visuellen und auditiven Reize werden reduziert.

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Das bedeutet weniger Licht- oder Stroboskopeffekte, kein lauter Pistolenschuss oder ein langsameres Fallen des Kronleuchters in der Inszenierung. Überdies wird etwa der Zuschauerraum auch während der Vorstellung gedimmt beleuchtet, das Publikum kann jederzeit den Raum verlassen oder zurückkehren, die Pause wird verlängert, und die Zahl der Mitarbeitenden beim Publikumsdienst erhöht.

„Es wird eine etwas entspanntere Stimmung im Theater geben“, unterstrich Franz Patay als VBW-Geschäftsführer, der betonte, dass es sich bei der Aktion um einen Versuchsballon handle. Dieser werde im Anschluss evaluiert und könne gegebenenfalls Fortsetzung und Ausweitung im gesamten VBW-Konzern finden, zu dem auch das MusikTheater an der Wien gehört.

Man sei im deutschsprachigen Raum Vorreiter mit dem Relaxed-Format, das am Broadway oder in London bereits etabliert sei, betonte VBW-Musicalintendant Christian Struppeck. „Für uns alle ist das neu, aber ich bin überzeugt davon, dass das für alle ein bereicherndes Erlebnis sein wird“, so der Spartenchef.

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„Ich hoffe, dass die VBW hier ein Vorbild für andere Theaterhäuser sind“, rief Jutta Steidl von der Österreichischen Autistenhilfe zum weiteren Engagement von Kultureinrichtungen auf. Und Leonie Strahl, eine Beleuchtungsmitarbeiterin der VBW mit Autismus, freute sich über den Einsatz ihres Arbeitgebers: „Ich find’s cool, denn ich weiß, dass es sehr schwierig ist, den Kulturbereich für Menschen mit Neurodiversität zugänglich zu machen.“

musicalvienna.at

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