Narren sind immer die anderen

„Pension Schöller“: Premiere am Freitag im Ennser Theater im Hof

Wer ist oben, wer unten, wer ist Frau, wer Mann? Mindestens Verwirrung in der „Pension Schöller“ (Jens Claßen, Matthias Hacker).
Wer ist oben, wer unten, wer ist Frau, wer Mann? Mindestens Verwirrung in der „Pension Schöller“ (Jens Claßen, Matthias Hacker). © Theater im Hof/Otto Pölzl

Wie läuft ein Mensch möglichst effizient gegen eine Tür? Komödie ist beinhartes Handwerk. Die Tür soll nicht kaputt gehen, weh tun sollte sich der Mensch natürlich auch nicht. „Es gibt Phasen, in denen man das nicht mehr lustig findet“, erzählt Regisseur Christian Himmelbauer über die Proben zu „Pension Schöller“.

Sitzen die Pointen punktgenau? Überprüfen lässt sich das letztlich nur vor Publikum. Premiere der ziemlich „irren“ Komödie von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby ist am Freitag, 20 Uhr, im Ennser Theater im Hof.

Die Normalen sind die Irren – das ist einerseits wahr und ergibt andererseits verlässlich prächtigen komödiantischen Stoff. In „Pension Schöller“ gelüstet es den Privatier Klapproth nach einer Abendveranstaltung in einem Irrenhaus. Dazu verhilft ihm Alfred, der Neffe in Geldnöten, und lockt ihn in die titelgebende Pension.

Dort finden sich ein Militarist und ein Schauspielanwärter ebenso wie eine Schriftstellerin, eine Gelegenheitserotikerin und ein Abenteurer. Und erst recht der Direktor Schöller: Sitzt bei dem eine Schraube locker? Klapproth amüsiert sich köstlich, so richtig gruselig wird’s, wenn nach gelungenem Abend plötzlich die Gäste der Pension Schöller vor seiner Tür stehen.

Not & Scheitern

Gut 130 Jahre hat „Pension Schöller“ auf dem Buckel (Uraufführung 1890 in Berlin), Iris Harter hat den Text „liebevoll aufgebügelt“, wie sie sagt, ins Heute transferiert. Zündet etwa die Spottfläche Militarismus heute anders? Form und treffsichere Pointen wurden beibehalten, aber „die Not und das Scheitern“ der Figuren durch Umschreibungen begreiflicher gemacht.

Hinzu kommen die realen Produktionsbedingungen des Theater im Hof: 13 Rollen, die sich auf fünf Schauspieler verteilen. Hochbetrieb also auch hinter der Bühne, das Reißen von Klettverschlüssen beim raschen Umziehen ein vertrauter Hintergrund. Isabella Reder gestaltete die Bühne, der „Tür-auf-Tür-zu-Wahnsinn“ auf eine Wand konzentriert. Natascha Wöss verantwortet die Kostüme, reduziert auf schwarz, weiß und Grautöne, dazu rote Accessoires.

Jens Claßen gibt den Klapproth, die „Königsdisziplin“, sagt er. Claßen war schon Mephisto, er spielte in Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“, mit der Rolle des Klapproth erfülle sich nun sein dritter Theatertraum. Komödie „das Schwerste“ sagt Claßen, der als Chansonsänger bereits im Vorprogramm von Juliette Greco aufgetreten ist. „Ich versuche mich sehr diszipliniert vorzubereiten, damit die Leichtigkeit gelingt“, beschreibt er die Vorarbeit. „Aber jetzt freu ich mich wahnsinnig auf diesen Wahnsinn.“

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