In großen Teilen der Kunst- und Kulturszene herrscht Trübsinn und Bangigkeit, was die Zukunft angeht. Nicht so in der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB). Sie blicke mit Optimismus auf das kommende Jahr, sagte Generaldirektorin Johanna Rachinger bei der Jahrespressekonferenz am Freitag im Palais Mollard, wo mit der Musiksammlung, dem Globenmuseum, dem Esperantomuseum und der Sammlung für Plansprachen einige der musealen Bereiche der ÖNB untergebracht sind.
Diese würden 2024 voraussichtlich „mit einem kräftigen Plus von 16 Prozent“ einen neuen Besucherrekord aufstellen (Publikumsmagnet war die Bruckner-Ausstellung) und nach 722.300 Besuchen im Vorjahr somit bei über 830.000 zu liegen kommen. Zusammen mit den rund 200.000 Benutzern der Lesesäle würde man damit die Millionengrenze überschreiten. Mit ein Grund für Rachinger, von einem „sehr erfolgreichen Jahr“ zu sprechen, ist das wirtschaftlich positive Ergebnis, zu dem auch eine Steigerung der Erlöse bei Eintritten, Vermietungen und Entlehnungen beigetragen hat. Auch die Basisabgeltung wurde laut der Generaldirektorin um 218.000 Euro gesteigert, zudem seien die für einen dann doch nicht erfolgten Abschluss eines Bundesmuseen-Kollektivvertrags bereitgestellten 3 Mio. Euro auf die Museen aufgeteilt worden und hätten zusätzliche 323.000 Euro gebracht.
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Diese Zahlen erklären auch die Gelassenheit der ÖNB-Chefin, was den Ausblick in die wirtschaftliche Zukunft des Hauses angeht. Man habe „eine sehr gute Deckungsvorsorge“ und mit Eintrittserlösen von derzeit knapp über 600.000 Euro (Stand Ende Oktober) bzw. Gesamterlösen von voraussichtlich 8,4 Mio. Euro für 2024 einen „sehr guten“ Eigendeckungsgrad von 20 Prozent. Darüber hinaus gebe es eine schriftliche Zusicherung für die Erhöhung der Basisabgeltung für 2025 von 757.000 Euro für die ÖNB sowie von 600.000 Euro für das Haus der Geschichte Österreich (hdgö). „Ich gehe davon aus, dass die 2025er-Basisabgeltung auch von der neuen Bundesregierung nicht gekürzt wird“, zeigte sich Rachinger zuversichtlich. Ihr seit 2001 bestehender Vertrag endet derzeit mit Jahresende 2026 und sollte „in jedem Fall ein halbes Jahr vorher ausgeschrieben werden“, wie sie sagte.
Ihrer Ansicht nach „vom Tisch“ ist die in der Vergangenheit verschiedentlich angedachte Bundesmuseen-Holding – vor allem aus budgetären Gründen: „Eine Holding kostet in jedem Fall mehr Geld, ich schätze 8 Millionen Euro zusätzlich. Ich gehe davon aus, dass sie nicht kommen wird.“ Weiterhin für sinnvoll hält sie dagegen die künftige Etablierung des hdgö als eigenständiges Bundesmuseum, „aber mit mehr Mitteln, weil dann die jetzigen Synergien nicht gehoben werden können“. Bis zum Umzug von der Neuen Burg in das Museumsquartier mache jedoch die derzeitige Angliederung an die ÖNB-Struktur weiter Sinn – nicht zuletzt weil man hier „viel Erfahrung in Bauangelegenheiten“ habe. Mit rund 80.000 Besuchen wird das Zeitgeschichtsmuseum 2024 in etwa auf Vorjahresniveau abschließen, dessen Eigendeckungsquote nannte Rachinger allerdings „niedrig“. Mit einem Maßnahmenpaket zur Künstlichen Intelligenz (KI) gehe man „einen zukunftsweisenden Schritt in der digitalen Transformation“, hieß es – etwa mit KI-Unterstützung bei Katalogisierungsprozessen und Analysen des umfangreichen Bildmaterials. Angekündigt wurde aber auch eine Ausbildungsoffensive für die rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, „um uns KI-fit zu machen“.
2025 feiert man 10 Jahre Literaturmuseum – mit einem bunten Veranstaltungsprogramm samt Lesung von Christoph Ransmayr, Music-Performances, Archivgesprächen und Gratis-Eintritt von 26. Mai bis 5. Juni 2025. „Woher wir kommen. Literatur und Herkunft“ heißt hier die am 24. April startende zentrale Jahresausstellung, in der gezeigt werden soll, „in welcher Weise soziale Aspekte wie etwa ökonomische Ungleichheit, Migration oder Mehrsprachigkeit Eingang in Literatur finden“.
Die nächste große Sonderausstellung im Prunksaal, „Ein Jahrhundert in Bildern. Österreich 1925-2025“, widmet sich anhand von Fotos aus den ÖNB-Beständen ab 13. März gleich drei Jubiläen: 80 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs, 70 Jahre Staatsvertrag und 30 Jahre EU-Beitritt. Die Herbst-Ausstellungen im Prunksaal heißen „Weltstar aus Leidenschaft. Johann Strauss Sohn“ (ab 21. Oktober) und „Medizin im Wandel der Zeit“ (ab 20. November). Ab 12. Juni liefert die Ausstellung „Die Macht der Worte. Herrschaft und kulturelle Vielfalt im antiken Ägypten“ im Papyrusmuseum ein „facettenreiches Bild vom vielsprachigen Ägypten der Antike“. In einer Online-Schau widmet man sich ab September 2025 den „Blattmacherinnen“ im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert, einer Zeit, „als Frauen in Zeitungsredaktionen das Wort ergriffen“. „Präsentiert werden einzelne Zeitschriften der Frauenrechtsbewegung samt ihrer teils prominenten Macherinnen“, heißt es in der Vorschau.