Wortlos betritt er die Bühne, setzt sich an den Konzertflügel und beschwört mit minimalistischem Tastenspiel berührende, melancholische Tonfolgen herauf, die an wogende Kornfelder im Herbstwind denken lassen. Zur klassischen Improvisation über Stücke aus seinem jüngsten, achten Album „Feld“ gesellen sich loopartige Synthesizer-Soundinstallationen vom Fender-Rhodes-Piano. Eine Nebelmaschine springt an und verwandelt die von gedimmten Glühbirnen und einem Laserprojektor beleuchtete Bühne in eine psychodelische Landschaft, deren düsterer Faszination sich das Publikum kaum entziehen kann. Es sei eben November, wendet sich der deutsche Komponist und Neoklassik-Star Martin Kohlstedt nach dem ersten Set an seine Zuhörer. Er wisse selbst noch nicht, in welche Richtung ihn heute seine Stimmung ziehen werde. Es sei eben seine Art, mit musikalischen Bausteinen völlig frei zu improvisieren, immer wieder stilistisches Neuland zu betreten. Mit humorvoller Selbsthinterfragung moderiert Kohlstedt das Programm, das intuitiv entsteht.
In der Folge wechseln sich eingängige Klavierakkorde mit überraschend clubtauglichen Beats ab, werden akustische Pianosequenzen, Ambient und Field-Recordings zu spannenden Klangkörpern verarbeitet. Mit dieser Art von Modular-Music, der Erweiterung von klassischer Komposition durch digitale Module, hat sich Kohlstedt international bereits einen großen Namen gemacht.