Neue Sachbücher: Von Autos bis zu Architektur fürs All

Die Wiener Weltraum-Architekturplattform Liquifer entwickeln Raummodule und Weltraumhabitate, die Leben im All erträglich machen sollen. Ihre Projekte stellen sie in dem neuen Buch „LIQUIFER. Living Beyond Earth Architecture for Extreme Environments“ vor.
Die Wiener Weltraum-Architekturplattform Liquifer entwickeln Raummodule und Weltraumhabitate, die Leben im All erträglich machen sollen. Ihre Projekte stellen sie in dem neuen Buch „LIQUIFER. Living Beyond Earth Architecture for Extreme Environments“ vor. © APA/LIQUIFIER 2023

Rohstoffe, Autos, Amphibien und Architektur fürs All. In den Buchhandlungen gibt es wieder neue interessante Sachbücher. „Material World“ heißt ein Buch, das der erfahrene und einflussreiche britische Wirtschaftsjournalist Ed Conway im Vorjahr herausbrachte und nun auf Deutsch erschienen ist. Wer mitten in der digitalen Transformation lebe, könne den Eindruck gewinnen, das Handfeste verliere an Bedeutung, schreibt er. „Aber das Gegenteil ist richtig.“

Die Statistik des Jahres 2019 zeige etwa: „In einem einzigen Jahr haben wir mehr Ressourcen gewonnen als die Menschheit im allergrößten Teil ihrer Geschichte“. Auch der angestrebte Ausstieg aus fossilen Brennstoffen ändere nichts daran. „Material World“ verbindet anschaulich und kurzweilig Wirtschaftsgeschichte mit den Zukunftsfragen der Gegenwart. (Ed Conway: „Material World. Wie sechs Rohstoffe die Geschichte der Menschheit prägen“, Hoffmann und Campe, 544 Seiten, 26,70 Euro)

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Kampf gegen „Virus Auto“

Gegen das „Virus Auto“kämpft Hermann Knoflacher in seinem neuen Buch „Virus Auto 4.0. Lebensraum für Mensch und Natur in Stadt und Land“. Der heute 83-jährige Ingenieur und ehemalige Vorstand des Instituts für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik an der TU Wien hat als Verkehrsplaner und Berater zahlreiche Verkehrskonzepte entwickelt und umgesetzt und dabei immer gegen das Primat des motorisierten Individualverkehrs im öffentlichen Raum gekämpft. Schon 2009 hat er mit seinem Buch „Virus Auto“ die „Geschichte einer Zerstörung“ erzählt.

Nun ist im Alexander Verlag Berlin eine aktualisierte und überarbeitete Neuauflage erschienen. „Ziel muss es sein, die physische, finanzielle und rechtliche Zwangsbindung des Autos an die Menschen wieder aufzulösen“, so der Verkehrsexperte. Das Buch erneuert und untermauert die Argumente jener, die wie Knoflacher seit Jahrzehnten fordern: Eine Verkehrswende muss her! (Hermann Knoflacher: „Virus Auto 4.0. Lebensraum für Mensch und Natur in Stadt und Land“, Alexander Verlag Berlin, 432 Seiten, 20 Euro)

Liebe zu Amphibien und Reptilien

Alles darüber wie sich Amphibien und Reptilien so richtig wohl fühlen erfährt man in der Neuauflage des 1912 erschienenem Buch über „Das Terrarium und Insektarium“des österreichischen Zoologen Paul Kammerer (1880-1926). „Es gab wohl wenige Menschen, deren Passion für Reptilien und Amphibien so weit ging wie die des österreichischen Zoologen“ schreibt Paul Taschwer in seinem Nachwort der im Czernin Verlag in der Reihe „Launen der Natur“ publizierten Neuauflage. Der Wissenschaftspublizist hat sich schon 2016 in „Der Fall Kammerer“ mit dem „abenteuerlichen Leben des umstrittensten Biologen seiner Zeit“ beschäftigt.

Der „leidenschaftlichste Kriechtier- und Lurchfreund“ experimentierte im Prater zur Vererbung von erworbenen Eigenschaften und nahm sich nach Fälschungsvorwürfen das Leben. Nicht ganz so dramatisch lesen sich Kammerers Tipps für die Einrichtung von Terrarien, die sich um 1900 ebenso wie Aquarien großer Beliebtheit erfreuten. Seine Anmerkungen zur Haltung von Skorpionen („Mit Blattläusen und Mücken lassen sie sich bei einiger Mühewaltung großziehen.“), Giftschlangen (die Scheiben „recht dick wählen“ und nach Möglichkeit mit einem Gitter schützen) und Krokodilen („Unter 25 Grad Celsius erreicht der Alligator nicht seine volle Lebenslust und Fressgier“) lesen sich abwechslungsreich und mitunter recht bizarr. (Paul Kammerer: „Das Terrarium und Insektarium“, Czernin Verlag, 280 Seiten).

Wohnvisionen für Extremsituationen

Das Architekturbüro Liquifer mit Niederlassungen in Wien und Bremen befasst sich seit 20 Jahren mit der Frage, wie menschliches Leben in Zukunft auf der Erde, aber auch im Weltraum möglich sein kann. Ein englischsprachiger Band dokumentiert nun in Gesprächen und Projektvorstellungen die ungewöhnliche Arbeit des Teams um Barbara Imhof, Waltraut Hoheneder und René Waclavicek. Dabei reichen die Projekte von einer simulierten Mars-Mission im spanischen Rio Tinto und der Inneneinrichtung für das Wohnmodul der geplanten Raumstation Gateway bis zum mobilen Gewächshause in der Antarktis. (LIQUIFER, „Living Beyond Earth Architecture for Extreme Environments“, Park Books, 224 Seiten, 177 farbige und 62 s/w-Abbildungen, 38 Euro)

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