David Bösch hat Samstagabend seinen Einstand als neuer Schauspieldirektor des Linzer Landestheaters gefeiert. Eingebettet in eine dreitägige Shakespeare-Sause knallte er gemeinsam mit dem Ensemble eine leichtfüßig-frische Inszenierung von „Viel Lärm um nichts“ auf die Bühne des Schauspielhauses, die ins ganze Haus hinausschwappte. Standing Ovations für einen gelungenen Start.
Das Schauspielhaus trug am Wochenende rosarot, alles drehte sich um die Liebe. Drei Tage lang wurde mit einem bunten Programm gefeiert, das von einem Auftritt der Singer-Songwriterin Avec über Poetry-Slam bis zum Poolnudel-Fechten für Kinder reichte. Im Lift begegnete man Macbeth, Romeo und Konsorten, im Foyer war eine Liebesbriefschreibzentrale eingerichtet und am Sonntag legt die Jugendtheater-Sparte mit „Romeo & Julia Shortcuts“ nach. Höhepunkt des Wochenendes war aber die Premiere der Shakespeare-Komödie „Viel Lärm um nichts“ als Visitenkarte des neuen Spartenleiters.
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Don Pedro (Helmuth Häusler) besucht nach erfolgreich geschlagener Schlacht seinen Freund Leonato (Lutz Zeidler) in Messina. Im Gefolge hat er neben seinem intriganten Halbbruder Don Juan (sinister: Julian Sigl) auch den Kriegshelden Claudio (Benedikt Steiner), der sich Hals über Kopf in Leonatos Tochter Hero (Nataya Sam) verknallt, und Benedikt – er und Heros Cousine Beatrice sind wie Hund und Katz, die mit spitzer Zunge wetteifern, wer beleidigender sein kann. Während die Hochzeit von Claudio und Hero vorbereitet wird, vertreibt man sich die Wartezeit. Aus Fadesse werden zwei Intrigen gesponnen: eine, die Beatrice und Benedikt (herrlich komisch Theresa Palfi und Daniel Klausner) zueinander bringt und eine, die Hero als untreu hinstellt und sie und Claudio entzweien soll.
Sprachlich entschlackt, mit Witz und Sinn für Nuancen nimmt die Handlung ihren Lauf, unterlegt unter anderem mit einem Best of Kuschel- und Italorock, kommentiert von einer zusätzlich eingefügten Figur, dem Narren (wundervoll: Christian Hinger), der mit Shakespeare-Zitaten aus anderen Stücken um sich wirft und zu Beginn auch gleich auf das Sauwetter außerhalb des Theaters („Was haben Männer und das Wetter gemeinsam? Man kann beides nicht ändern“) reagiert.
Bösch lässt die Wirrungen der Liebe auf einer Piazza (Bühne: Patrick Bannwart) kreisen, ein Sommerabend in Italien. Die Gesellschaft flitzt mit Mopeds um den zentralen Lichtmasten herum, von dem aus sich Lichterketten bis in den Zuschauersaal spannen – ein erster Hinweis, dass sich der Regisseur keinesfalls auf die Bühne beschränken lassen will. In der Pause tanzen und fechten die Schauspieler auch im partymäßig dekorierten Foyer zwischen den Besuchern. Che bello!
Nach der Pause ziert die Piazza eine überdimensionale mehrstöckige Hochzeitstorte. Als die Trauung ob der behaupteten Untreue Heros zum Desaster gerät, kippt neben der Stimmung auch das rosa Baiser-Ungetüm und die kitschig aufdressierte Cremedeko rinnt langsam davon wie das Glück der Liebenden. Bösch erlaubt sich nach dem ganzen Spaß, den er dem Publikum bereitet hat, zum Schluss von Shakespeares Happy-End abzuweichen und die ernste Frage zu stellen, was Krieg mit Männern macht.
David Bösch will seine Arbeit nicht der seines – sehr textfokussierten – Vorgängers Stephan Suschke entgegenstellen, wie er im Vorfeld sagte, sondern „einfach auch anbieten“. Ein Angebot, das vom Publikum gerne angenommen wurde. Langer Applaus und Standing Ovations für Ensemble und Leading Team waren höchst verdient – und keinesfalls „Viel Lärm um nichts“.
(Von Verena Leiss/APA)
William Shakespeare „Viel Lärm um nichts“, Inszenierung: David Bösch, Bühne: Patrick Bannwart, Kostüme: Moana Stemberger, Musik: Karsten Riedel. Mit u.a.: Helmuth Häusler (Don Pedro), Daniel Klausner (Benedikt), Benedikt Steiner (Claudio), Julian Sigl (Don Juan), Lutz Zeidler (Leonato), Nataya Sam/Vivian Micksch (Hero), Theresa Palfi (Beatrice). Nächste Vorstellungen am 18., 21., 27. September, 11., 23., 29. Oktober 2024. landestheater-linz.at