Nostalgie mit Augenzwinkern

„Räuber Hotzenplotz“: Nicholas Ofczarek brilliert als Räuber mit Herz

Als wäre er dem Buch entsprungen: Nicolas Ofczarek
Als wäre er dem Buch entsprungen: Nicolas Ofczarek © Studiocanal

Oft sind ja Romanverfilmungen die reinste Enttäuschung. Der Kopf-Film, der bei der Lektüre entstand, ist mit dem auf der Leinwand nicht in Deckung zu bringen. Bei Michael Krummenachers „Hotzenplotz“-Film ist das anders.

Der sieht ab der ersten Einstellung so aus, wie man die zwischen 1962 und 1973 erschienenen Kinderbuchklassiker von Otfried Preußler durch die Zeichnungen von Franz Josef Tripp in Erinnerung hat.

Alleine Nicholas Ofczarek ist als Titelfigur dem Vorbild wie aus dem Gesicht geschnitten. Der schwarze Hut mit der breiten roten Krempe und der pfiffigen Feder, die Pfefferpistole und der verwilderte Vollbart — das ist der Hotzenplotz, wie er leibt und lebt.

Zahnärzte scheint es in der idyllischen Gegend jedoch kaum zu geben: Sowohl sein Gebiss als auch jenes des bösen Zauberers Petrosilius Zwackelmann (August Diehl genießt augenrollend und Grimassen schneidend die Möglichkeiten zur hemmungslosen Outrage) sind schauerliche Ruinen. Da fragt sich nicht nur Frau Großmutter (Hedi Kriegeskotte): „Putzen Sie sich denn nie die Zähne?“

Charme tschechischer Märchenfilme von einst

Dieser Hotzenplotz bräuchte einfach jemanden, der sich ein wenig um ihn kümmert. Oder einen, um den er sich kümmern kann — wie er es rührend um den von ihm gefangen genommenen Seppel (Benedikt Jenke) macht, als dieser traurig ist, weil er seinen Freund Kasperl (Hans Marquardt) vermisst.

Ofczarek setzt da ganz auf das Prinzip „Raue Schale, weicher Kern“, lässt durchblicken, dass sein strenger (Räuber-)Vater ihm keine andere Berufswahl gestattet hatte, er aber die Räuberei als einen normalen, allerdings besonders anstrengenden Beruf sieht. Einer muss es ja machen!

Die neue Verfilmung, die mit dem Raub der Kaffeemühle startet, aber auch die Entführung der Großmutter und den Raketenbau von Kasperl und Seppel (mit Schnupftabak als Treibstoff) aus weiteren Büchern mit einbezieht (Drehbuch: Matthias Pacht), strahlt den Charme tschechischer Märchenfilme der 1960er- und 70er-Jahre aus, rund um die Zauberburg Zwackelmanns ist mehr als eine Harry-Potter-Anspielung eingebaut. Special Effects mit Augenzwinkern.

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