Vier Tage Nova Rock gingen mit Bring Me the Horizon zu Ende

Oliver Sykes ließ es mit seiner Band nochmal ordentlich krachen © APA/EVA MANHART

Das Nova Rock 2024 ist Geschichte: Sonntagnacht hat die britische Metalformation Bring Me the Horizon das Festival auf den Pannonia Fields in Nickelsdorf beendet. Vier Tage lang wurde bei großteils idealen Wetterbedingungen Musik unterschiedlichster Couleur von den Fans gefeiert, von Punkhymnen aus dem Hause Green Day über progressiven Metal von Avenged Sevenfold bis zum Schockrock eines Alice Cooper. Positiv fiel auch die Bilanz von Festivalchef Ewald Tatar aus.

Erst Ende Mai hat Bring Me the Horizon um Sänger Oliver Sykes mit „Post Human: Nex Gen“ ein neues Album veröffentlicht – ohne große Vorankündigung. Spätestens jetzt dürfte es auch der letzte heimische Fan mitbekommen haben, wurde das Set am Nova Rock doch mit dem neuen „Darkside“ eröffnet. Die seit 20 Jahren existierende Gruppe versteht es mittlerweile spielend, eine Menge von etlichen Tausend Leuten abzuholen. Harte Parts wechselten sich mit melodischeren Einsprengseln, wobei der vielfach erkennbare Popappeal für eine frische Note sorgte. Und natürlich wurde auf eine ordentliche Feuershow nicht verzichtet.

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An Konventionen sind Sykes und Co aber ohnedies nicht interessiert, dafür ist die englische Gruppe im Laufe ihrer Karriere viel zu oft in überraschende Wege abgebogen. Die Erbarmungslosigkeit des Frühwerks schimmert auch bei neuen Songs wieder stärker durch, was etwa „Amen!“ oder „Kool-Aid“ bewiesen. Bei „Kingslayer“ holte man sich zudem die japanische Formation Babymetal, heute ebenfalls am Festival-Line-up, als Unterstützung. Schrille Stimmen für eine schrille Show.

Auch das zeigte, wie wendig und agil Bring Me the Horizon mittlerweile sind, wenn sie ansatzlos von heftigen Breakdowns zu fein gezimmerten Zwischenspurts wechselten und nicht selten technoide Ausflüge wagten. Die Bühnenshow mit überbordenden Lichteffekten und ziemlich aufwendigen Visuals, die auf den podestartig angeordneten Videowänden zu sehen waren, taten ihr Übriges, um den gelungenen Gesamteindruck abzurunden. Wo direkt davor bei den Pubpunkern Dropkick Murphys noch geschunkelt, gesprungen und gegrölt wurde, galt es hier eben, am Ball zu bleiben, um nichts zu verpassen.

Nicht verpasst wurde das Festival in der Nacht auf Sonntag von einer Regenfront: Pünktlich zu den Headlinern Måneskin und Alice Cooper öffnete der Himmel seine Schleusen, was auch Veranstalter Ewald Tatar hinnehmen musste. „Vier Wetterdienste haben zwischen ein und sechs Liter Regen vorausgesagt – und dann haben wir 25 Liter abbekommen“, ärgerte er sich im APA-Gespräch. „Was natürlich eine ganz andere Dimension ist und die Abreise der Tagesbesucher verlangsamt hat. Aber man muss sagen, die Stimmung und die Tage zuvor waren super, auch der gestrige Tag war zu 90 Prozent perfekt.“

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Ein Fazit, das in dieser Form sicherlich für alle vier Tage gezogen werden kann. Das Nova Rock hat sich in diesem Jahr von seiner abwechslungsreichen Seite gezeigt und die musikalische Öffnung der vergangenen Jahre in dezenter Form weitergeführt. Quetschnsounds von der heimischen Folkshilfe hatten ebenso Platz wie die musikalische Gewalt von Thy Art is Murder aus Australien oder alte Metalhelden wie Robb Flynn und seine unkaputtbaren Machine Head. Die großen Abräumer waren aber zum wiederholten Male diverse Punk(pop)bands, die zum Sonnenuntergang programmiert wurden – etwa Sum 41 auf ihrer Abschiedstournee oder die bereits zum siebenten Mal gastierenden Billy Talent.

Dass sich am Gelände selbst einiges getan hat, zeigte sich etwa an den gut verteilten Besucherströmen. Berichte über teure Klos und die Preise machten aber ebenso die Runde. „Ja, es gibt ein ‚VIP-Klo‘, dort wird ständig geputzt. Ja, da zahlt man“, sagte Tatar. „Aber es gibt genügend andere Klos.“ Man überlege zudem, die VIP-Klos für nächstes Jahr wieder abzuschaffen. Und zur Preisexplosion könne er nur sagen: „Willkommen in der Realität. Das erleben wir derzeit nicht nur auf Festivals.“ Die Infrastruktur koste eben viel Geld, „dem muss man auch Rechnung tragen“.

Nicht bespielt wurde am Abschlusstag die Red Stage, stattdessen gab es auf der Red Bull Stage Auftritte der heimischen Metaller von Silenzer oder der Headliner Frank Carter & The Rattlesnakes. Auf der Hauptbühne kreuzte wiederum Babymetal übersteigerte Vocals und Tanzchoreografien mit ballerndem Metal. Ein exotischer Ausflug, der allerdings gut ankam. Das galt aber auch davor für die Hardcorelegende Biohazard, die schnell auf Tuchfühlung mit ihren Fans ging: Die Ende der 1980er gegründete Band um die beiden Aushängeschilder Billy Graziadei (Gitarre, Vocals) und Evan Seinfeld (Bass, Vocals) weiß eben, wie man einen ordentlichen Circlepit anzettelt, da läuft man am besten einfach selber mit. Und die Setlist? Ließ ebenfalls keine Wünsche offen, ballerte sich das Quartett doch eindrucksvoll durch „Tales from the Hard Side“ oder „Punishment“. Das ergab nach einer intensiven Stunde viele glückliche und verschwitzte Gesichter – auf wie vor der Bühne.

Unterdessen beginnt bereits die Vorfreude auf die nächste Ausgabe, die von 12. bis 14. Juni 2025 stattfinden wird: Wer die bereits angekündigten Slipknot, Wanda, Electric Callboy und Lorna Shore nicht verpassen möchte, kann ab morgen, Montag, beim Early-Bird-Ticket zugreifen. Nach dem Festival ist schließlich vor dem Festival.

novarock.at

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