Österreichs Bestattungspraxis ist nun UNESCO-Kulturerbe

Nicht nur auf Friedhöfen zeigen Bestatter ihre Fähigkeiten © APA/THEMENBILD/HERBERT NEUBAUER

Die UNESCO lässt die „schene Leich“ hochleben: Denn „Wissen und Praxis der heimischen Bestatter“ gehören nun offiziell zum immateriellen Kulturerbe Österreichs. Die entsprechende Aufnahme ins nationale Verzeichnis durch die österreichische UNESCO-Kommission sei kürzlich erfolgt, freute sich deren Generalsekretär Martin Fritz am Donnerstag in einer Pressekonferenz am Wiener Zentralfriedhof berichten zu können.

Gewürdigt würden damit das tradierte und erlernte Wissen der hierzulande insgesamt 528 Bestatterinnen und Bestatter, die hauptsächlich als kleine Familienbetriebe organisiert sind. Diese besäßen „eine große Bandbreite an Wissen, das von lokalen sozialen Praktiken und Symbolen, bis hin zu individuellen Gestaltungsmöglichkeiten reicht, um die Hinterbliebenen bestmöglich in der Zeit der Trauer zu begleiten“, heißt es dazu auf der UNESCO-Website.

Dazu gehörten beispielsweise „die Bedeckung des Sarges mit einem weißen Tuch, die Aufstellung von Räucherwerk und Kohle und das Ausbleiben von Glockenläuten bei Buddhistischen Begräbnissen“. Aber auch die Aufbereitung der Gestaltungsmöglichkeiten der letzten Ruhestätte der Verstorbenen im und außerhalb des Friedhofs, seien Teil des Wissens der Branche.

Die Bestatter sind nun Mitglied einer illustren Runde an mit dem Kulturerbeprädikat ausgezeichneten Wissensträgern – von den Zuckerbäckern über die Lipizzanerzüchter bis zu den alpinen Berg- und Skiführern. „Es kommt nicht oft vor, dass man einen Bestatter im beruflichen Kontext so strahlen sieht“, gab Markus Pinter vom Bundesverband der Bestatter und bis Ende 2022 auch Geschäftsführer der Bestattung & Friedhöfe Wien zu. Die Bräuche und Riten seien regional sehr unterschiedlich. Das Wissen darüber sei nötig, um den Hinterbliebenen die angemessene Empathie entgegenbringen zu können.

Immerhin verstehe man sich nicht als „Sargverkäufer“ mit geschäftstüchtiger „Entsorgungsmentalität“, sondern als Berater und Hilfesteller, die möglichst auf persönliche Wünsche in Sachen Beisetzung eingehen. Auch wenn die Art und Weise des letzten Weges immer vielfältiger würden – Pinter berichtete von elektronischen Gedenkportalen, Whatsapp-Parten und diversen Formen der Naturbestattung anstatt des traditionellen Familiengrabs -, hätten sich die eigentlichen Riten im Lauf der Jahrhunderte eigentlich kaum verändert.

Dompfarrer Toni Faber erinnerte daran, dass der Tod eben zum Leben dazu gehöre. Die Gestaltung der Abschiedszeremonie mit all ihren Bräuchen und Traditionen trage auch dazu bei, Hoffnung zu geben, Trost zu spenden und „uns durchhalten zu lassen“.

Link zum UNESCO-Eintrag: ➡️ Weitere Informationen

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